Hallo,
also das ist schwierig! Ich bin selber Mutter von drei Kindern zwischen 12 und 17 und versuche mich in die Perspekive deiner Eltern hineinzudenken...
Es gibt mehrere Möglichkeiten, was deren Gründe sind, und davon hängt ab, wie du am besten vorgehst.
Diese ganzen Infos von Ritenau usw. sind toll, aber vielleicht sind deine Eltern da nicht aufgeschlossen (meine jedenfals nicht!), sonst müssten sie ja eigentlich begeistert mitmachen. "Esoterisch", "alternativ", "unwissenschaftlich"
, in deinem Fall auch einfach "pubertär" - das sind verbreitete Vorurteile und dein Veganismus ist für sie dann nicht viel anders als wenn du jetzt ankommen würdest und dir ein Tattoo mit deinem Lieblingsschauspieler auf die Stirn wünschst, wo jetzt schon klar ist, dass du das selber in zwei Monaten bereust. Aber vielleicht kannst du dir deinen Kinderarzt als Verbündeten suchen! Als Veganer verständnisvolle ÄrztInnen zu finden, ist zwar an sich ein Problem, aber zu meinem großen Erstaunen waren zwei KinderärtzInnen, u.a. unser Hauskinderarzt, da total locker. Vielleicht sind sie mittlerweile schon auf die "aufmüpfige" Jugend eingestellt. Du könntest dich ja von ihm oder ihr als Autorität beraten lassen, und der erzählt deinen Eltern, dass man so sehr gesund leben kann, wenn man B12 und vielleicht Vit D einnimmt usw. Zu B12 kannst du ja hier mal einen Thread starten, wie man preisgünstig dran kommt.
Zweite Idee: Beim Kochen kann man auch teilweise mitmachen. Deine Eltern kochen ja nicht nur Fleisch in Eiersauce, oder? Zwiebeln müssen nicht in Butter, sondern können in Öl angebraten werden, dann kommt z.B. noch irgendein Gemüse. Bevor dann Sahne hineinkommt, kannst du dir deinen Teil abzwacken und dann ganz einfach ohne Sahne essen, oder einen Klacks Cashewmus hinein, aber das ist teuer. Das Gesündeste statt Fleisch sind Bohnen oder Linsen. In der Dose oft schon billig, ist es noch günstiger getrocknet. Eine ganze Packung über Nacht einweichen und dann nach Anleitung kochen und portionsweise einfrieren. Super vollwertig! Wenn das meine Kinder machen würden, hätte ich riesigen Respekt vor deren Verantwortungsbewusstsein!
Dritte Idee: Wünsch dir konkret gesunde, haltbare, vegane Produkte zu Weihnachten, also einen Karton voller Nussmuse (sind nämlich teuer fürs Taschengeld!), getrocknete Sojachunks, Auftrsiche im Glas, 5 Tuben Santé-B12-Zahnpasta, oder die von DM, dazu Vit-B12-Kapseln und Vit. D (such die vorher selber raus). Wenn das deine Wunschliste ist, dann merken sie, wie ernst es dir ist und wie gesund deine Wünsche sind, und dass es dir wert ist, das statt Sonstiges zu Weihnachten zu bekommen.
Wenn man so seine Routinen in der Küche hat, dann hat man keine Lust, sich jetzt nochmal neu Gedanken übers Kochen zu machen, wenn man selber kein Interesse dran hat. Daher musst du das ganze Denken und Planen schon selber übernehmen. Kann dir nur nützen. Aber wenn du deine Eltern dabei zusehen lässt wie du kochst und bei einem leckeren Ergebnis auch probieren lässt, dann verdienst du deren Respekt, und sie verlieren vielleicht die Scheu.
Was kommt bei dir aufs Brot? Du kannst entweder Aufstriche, veganen Aufschnitt o.ä. kaufen oder eben Geld sparen, indem du Gurkenscheiben, Tomaten, Radieschen, Champignons drauflegst. Gesünder als Ersatzprodukte oder das tierische Original. Ein Streichfett braucht kein Mensch, musst nicht unbedingt Margarine kaufen. Aber wenn du dir ein Glas Cashewmus oder Sesammus kaufst, dann kann das drunter. Oder Senf oder Tomatenmark. Kannst dir auch eine Dose Bohnen öffnen und ein paar zermatschen und aufs Brot legen. Etwas Senf, ein paar Krümel Salz - megalecker und billig und vollwertig.
Ein potenzieller Konflikt sind die anstehenden Feiertage. Wenn du bisher noch nicht konsequent auf vegan umgestiegen bist, würde ich den harten Schnitt nicht unbedingt kurz vor Weihnachten ziehen, sondern eher strategisch in die mittelfristige Zukunft denken. Wenn es also möglich ist, würde ich nicht alles Traditionelle plötzlich wegschieben, sondern eine kleine Anstandsportion annehmen. Dafür vielleicht vorher vereinbaren, dass du im Gegenzug den Nachtisch für alle zubereitest. Da solltest du dir dann etwas Gelingsicheres, das erfahrungsgemäß allen schmeckt, aussuchen. Kannst dir hier massenweise Tipps holen.
Und zu guter Letzt lies mal hier auf der Seite den Eintrag zum Pareto-Prinzip. Gerade du bist noch abhängig von deinen Eltern, da hast du einfach nicht so eine freie Wahl wie später. Es ist dem Planeten und auch den Tieren mehr damit geholfen, wenn du jetzt bewusst kompromissbereit rangehst und das Verhältnis zu deinen Eltern nicht zu sehr belastest. Denn wenn du mit denen brichst, bevor du wirklich auf eigenen Beinen stehst, kann dich das so überfordern, dass du irgendwann frustriert aufgibst. Dann wird es nämlich wirklich nur "eine Phase" gewesen sein, wie deine Eltern vielleicht im Moment vermuten. Statt dessen jetzt das für dich in diesem Moment Bestmögliche draus machen und dann in wenigen Jahren schon perfekt vorbereitet in ein selbstständiges Leben starten, wo andere dann erst noch mühsam herausfinden müssen, was der Unterschied zwischen Topf und Pfanne ist.