Das ist Spekulation, warum der WDR das so vage formuliert.
Mit einem Agrar-Shitstorm kann man wohl rechnen, wenn man als öffentlich-rechtliche Redaktion von Eiter in Kuhmilch schreibt.
Das ändert aber nichts an den Tatsachen und dürfte kein Grund sein, die Berichterstattung zu entschärfen.
Da im Labor nicht explizit auf "Eiter" getestet wird (sondern auf bestimmte Zellen), könnte man diesen Interpretationsspielraum wohl nutzen und behaupten, dass es keinen Beleg für Eiter in Milch gibt.
Auch wenn es logisch naheliegt, dass erhöhte Zellzahlen durchaus zu Eiterbildung führen und dieser in der Milch landet.
Es wäre meiner Meinung nach vergleichbar, wenn man schreibt, dass es keinen Beleg auf Kotspuren in Milch gibt, weil nicht explizit auf Kot, sondern nur auf bestimmte im Kot vorkommende Bakterien getestet wird.
Allerdings würde diese Interpretation schon einen gewissen ideologischen Vorsatz voraussetzen, den ich dem WDR nicht unterstellen möchte.
Ich finde das Fazit "unbelegt" angesichts der verfügbaren Quellen dennoch zu vage. Zumal der Gehalt an Eiter in Kuhmilch auf Missstände hindeutet (Mastitis => Tierquälerei) und damit ein öffentliches Interesse an einer korrekten Berichterstattung besteht.
Der WDR schreibt ja selbst:
so kann es tatsächlich vorkommen, dass sich die Euter der Kühe entzünden, wodurch Eiter und Blut in die Milch gelangen können. Es kann somit theoretisch sein, dass Spuren von Eiter oder Blut drin sind.
Ich finde es schade, dass der WDR da diese herabwürdigende Formulierung drin hat:
Gegner*innen führen oft an, dass Milch schlecht sei und krank mache
Das klingt so, als wären die "Gegner:inen" einfach nur ideologisch dagegen, ohne Argumente zu haben.
Und die Formulierung finde ich auch fragwürdig:
Zu ersterem Vorwurf kann man festhalten, dass Milch nicht per se ungesund ist und so gut wie keine negativen, aber auch keine positiven Auswirkungen auf den Menschen bekannt sind.
Denn ein erhöhtes Prostatakrebsrisiko bei Männern mit mittlerem Milchkonsum ist belegt.
https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/prostata-news/prostatakrebs-risiko-milch
Und Prostatakrebs würde ich schon als "negative Auswirkung" einstufen. Finde ich unnötig schlurig formuliert, angesichts der belegten Risiken.