Hallo,
der
Unterschied zwischen vegetarisch und vegan ist in meinen Augen der diesen Lebensformen unter ethischen Aspekten inbegriffene
Speziesismus / Antispeziesismus.
https://www.peta.de/speziesismus
https://www.peta.de/soziale-gerechtigkeit-speziesismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Speziesismus
Will sagen: Ich war ja auch jahrzehntelanger inkonsequenter Vegetarier - habe immer gesagt, wenn es zuhause Fleisch geben sollte: "für mich muss kein Tier sterben" (das bedachte ich weder bei meinen Lederschuhen noch den Gummibärchen - deshalb schreibe ich "inkonsequent"). Ich sah und fühlte nicht, dass ich mit dem (ebenfalls) ungeprüften Konsum von Milch, Eiern, Wolle, Seide (auch nicht vegetarisch) immer noch sowohl Mord als auch Unterjochung anderer Spezies beauftragte - ich ruhte mich aus, genoss nach erkannter Laktoseintoleranz die mittlerweile angebotenen laktosefreien Produkte wie Milch und Milchschokolade. Ich schäme mich heute sehr dafür. Irgendwann stieß mich eine vegangewordene Freundin mit dem Satz an: "ich halte diese Grausamkeiten gegen die Nutztiere nicht mehr aus, ich mache da nicht mehr mit". Und da war sie, die (leider) notwendige Anregung, vegan zu werden.
Dieses Gefühl, was dahintersteckt, mich nicht in diese "Herrschaftsklasse" selber einordnen zu dürfen, hat sich bei mir die letzten Jahre danach noch immer weiter ausgeprägt. Deshalb finde ich mittlerweile zwar ALLE menschlichen Aktionen gut und auch notwendig, die zu WENIGER Tierleid führen (weil unsere Welt voll davon ist), im Herzen bin ich jedoch mittlerweile GRUNDLEGEND gegen die (omnivore und vegetarische) Einstellung, dass wir Menschen Tiere für unsere Zwecke benutzen dürfen - nur, weil wir es können, weil wir es schon immer machten, weil wir es so bequem finden, weil es uns schmeckt, weil es zu unserer Kultur gehört etc.
Und wenn ein Herr Jaenicke (oder andere medienwirksame Vegetarier) meint, irgend ein italienisches Milch-Eis konsumieren zu dürfen (las ich in einem Post von Hinterfrager), weil er an anderer Stelle sehr viel Argumentations-Arbeit gegen Fleischkonsum leistet, dann empfinde ich (persönlich!) das als nicht konsequent. "Vegetarismus" ist in meinen Augen eine Einstiegs-Einstellung (in der ich Jahrzehnte verweilte), die dann auch irgendwann weitergehen sollte, wenn die Menschen sich nicht darauf ausruhen im Sinne von "ich entbehre nun doch schon genug, wenn ich auf Fleisch verzichte - aber wir sind schließlich immer noch kulturell geprägt durch Konsum von tierischen Produkten" und ihre Augen und Herzen wieder geschlossen halten.
Aus diesem tiefen Gefühl der Gleichheit/Gleichberechtigung mit anderen Lebewesen lehne ich die Nutzung eines Tieres für unsere menschlichen Interessen ab. (Ich weiß, es wird noch lange in manchen Bereichen sehr schwierig sein, darauf zu verzichten: in der Medizin z.B., aber deshalb finde ich die Arbeit der Ärzte gegen Tierversuche so förderungswürdig, und z.B. auch Peta investiert in die Entwicklung von tierleidfreien Forschungsmethoden!).
Wenn man Tiere rettet, und ihnen ein besseres Leben als vorher bietet, finde ich das nicht nur ok sondern unterstützenswert - ja sogar verpflichtend, denn diese Geschöpfe können ihr eigenes Leben nicht mehr freilebend führen, da sie überzüchtet sind. Wenn es aber dann um die Nutzung der ihnen bzw. der Natur gehörenden Produkte geht, wird es für mich sehr schwierig (Eier von überzüchteten Rettungshühnern - die durch die Überzüchtung viel zu häufig Eier legen müssen, Wolle von Rettungsschafen, die leider zu viel Haarwachstum angezüchtet bekommen haben etc). Eine (leider) ehemalige Nutzerin hier im Forum schrieb, dass sie die Eier ihrer Schützlinge in den Wald bringen, für die Wildtiere, die, wenn die Tiere freilebend gewesen wären, diese vermutlich sowieso gefressen hätten (keine Ahnung mehr: Marder oder so). Das empfinde ich als liebevolle, respektolle Einstellung.
Auch Tierzucht aus Artenschutzgründen ist in meinen Augen nur korrekt, wenn das Ziel ist, diese Tiere dann auch auszuwildern und unsere Erde zu bereichern. Das machen weder Zoos, noch Bauern, die sich auf alte Hühnerrassen spezialisiert haben.
Der Vergleich von Effektivität eines wie auch immer gearteten Veganers (Antispeziesist, aber kein VIP) mit der Reichweite eines medienwirksamen Vegetariers (Speziesist) funktioniert in meinen Augen nicht, ist für mich unsinnig. Nicht jedem Menschen ist es angeboren, sein Gesicht gerne in eine Kamera zu halten und dann seine - bereits durch seine tierrechtsfremde Arbeit (hier Schauspielerei) - Medienaufmerksamkeit nun für den Konsum von weniger Fleisch zu nutzen. (BTW: da gebe ich Sunjo recht, Hinterfrager, mir ist nicht klar, wen -unter uns- Du mit diesen häufig angebrachten Beispielen erreichen bzw. in die Schranken weisen willst).
Möge jeder tun, was er kann, Augen und Herz geöffnet lassen und gerne an seine Grenzen und darüber hinaus gehen für mehr Gerechtigkeit auf dieser Welt.