Hallo Mokiscrofa,
Zitat Mokiscrofa:
Das stimmt, aber genau betrachtet ist das ein Argument gegen das Jagen, nicht gegen das Essen von Wildfleisch.[...]
Du scheinst, im Gegensatz zu mir, davon auszugehen, dass die Jagd aus ökonomischen Gründen begangen wird.
Es ist prinzipiell kritisch ein zusammenhängendes System in seine Einzelteile zu zerlegen und dieses dann getrennt von einander betrachten.
Wildfleisch ist oftmals als Produkt abhängig vom Prozess des jagens als Freizeitvertreib, wodurch der Prozess auch als Teil des Resultats betrachtet werden muss.
Man kann nicht einen Teil der Gleichung eliminieren, ohne eine Ungleichung zu erzeugen.
Die Jagd und das dadurch entstehende Wildfelisch von gesunden, aber "überflüssigen" Tieren stehen mMn. in direkter systematischen Relation.
Die ethische Legitimation eines Produkts muss somit auch für alle Teile des verbundenen Systems (d.h. sowohl für Produktion als auch Verarbeitung) erfolgen.
Zitat Mokiscrofa:
Wie kommt es dann, dass es keine Industrie gibt die damit Geld verdient?
Diese Indutrie gibt es, sie ist nur weniger bekannt.
U.a. wird hier Rotwild für körper- oder geistig behinderte Rentner zum Abschuss im umzäunten Gehege angeboten, Jagdtouren mit fragwürdigen Abschussgenehmigungen und Auslandreisen in "Freiwildgebiete" organisiert.
Zitat Mokiscrofa:
soweit hast du Recht, das gilt aber genauso für alle anderen Transferleistungen zu Personen die Fleisch essen. (vgl Tankstellenbesitzer)
Der Unterschied besteht an dieser Stelle darin, dass das eine Produkt in direkter systematischen Relation zu Tierleid und somit in der persönlichen Entscheidungsgewalt steht, während das andere in keiner direkten Relation zu Tierleid steht und außerhalb der eigenen Entscheidungsgewalt liegt.
Das heißt, während Tierleid in bezug auf Wildfleisch von gesunden Tieren eine bekannte, abhängige, Ursache der Transferleistung ist, ist sie im Fall des Tankstellenbesitzers ein unbekanntes, unabhängiges, Resultat.
Zitat Mokiscrofa:
Die Beziehung die du hier aufstellst ist nicht ganz schlüssig. Wie genau beeinflusst der Kauf des Wildfleisches die Jagd mehr, als dass der Kauf von Benzin den Fleischkonsum des Tankstellenbetreibers beeinflusst? Ich denke hier an die Abschussliste des Försters.
Die Abschussliste vieler Förster ist ihrerseit häufig ökonomisch geprägt und hängt von den Faktoren
- Anzahl der Mitgleider der Jagdgemeinschaft
- Anzahl der verfügbaren Wildtiere
ab.
Diese beiden Faktoren korellieren miteinander, sodass notfalls auch künstlich die Anzahl der verfügbaren Wildtiere zur Deckung des Bedarfs der Jagdgemeinschaft (Abschuss pro Kopf pro Jahr) erhöht werden muss.
Zitat Mokiscrofa:
Welches Tier dann geschossen wird macht der Jäger anhand des Alters und des Gesundheitszustandes abhängig.
Das mag zwar romantisch klingen und evtl. in manchen Forstgebieten der Fall sein[*1], die Realität sieht aber größtenteils anders aus.
Die Jagdgesellschaften haben häufig eine Größe erreicht, bei welcher die natürliche Verfügbarkeit nicht ausreicht, um den Bedarf an Abschüssen jedes einzelnen Mitglieds zu befriedigen.
Zwar ist dies eine äußerst subjektive Erfahrung, aber bisher gängige Praxis in allen 3 Jagdgesellschaften meiner jagenden Familienmitglieder.
Liebe Grüße,
Falk
Ps.: Auch wenn dies nichts zur Sache tut, bin ich hier ebenfalls Singers Auffassung, dass dieses Verhalten als unethisch (nicht aber als unmoralisch) zu betrachten ist, da das Lebensinteresse eines jeden Lebewesens prinzipiell als gleichwertig zu betrachten ist (wodurch Singer hier auch die entscheidende Differenz zum ursprünglichen Utilitarismus ausprägt).
[*1] und wenn der gesundheitlich Zustand eines Tieres keine andere Wahl lässt, düfte sowohl die Tötung als auch der Fleischkonsum dieser Tiere legitim sein