Zitat Nefasu:Hallo Waldkauz,
In allen Punkten gebe ich dir durchaus recht und sehe dies genauso
Viele davon haben aber, unter dem Aspekt Veganismus (welcher konkret thematisiert wurde), schlicht keine Relevanz[*1].
Darüber hinaus muss man auch die Nutzung gebrauchter Kunstlederprodukte in die Betrachtung einbeziehen, da die Betrachtung die Nutzung, nicht exklusiv die Produktion oder den Wertstoffwechse,l betrifft.
Also spätestens bei der Nutzung gebraucht gekaufter Kunstlederprodukte (welche per se einen neutralen bis negativen ökologischen Fußabdruck aufweisen) bleiben ausschließlich das Argument:
1.) Unter Umständen nicht gesund, weil sich toxische Partikel in den Organismus lösen können (wenn keine abgrenzende Kleidungsschicht getragen wird)
Welches aber wiederum keine Relevanz für die Betrachtung unter veganen Geischtspunkten hat
Natürlich bleibt es jedem selbst überlassen, ob und in welchem Ausmaß Kunstleder auszulehnen ist (denn hierfür gibt es wie von dir dargestellt ausreichend Gründe).
Dies jedoch mit dem Veganismus zu begründen ist nicht nur schwierig, sondern beläuft sich mMn. einzig auf die "Argumente":
"Ich find's nicht gut!" und
"Was sollen die anderen denken?"
Welche mMn. kein Bestandteil einer vernuftbasierten oder fakten-orientierten Betrachtung sein sollten
Als kleine Ergänzung:
Einige Kunstlederprodukte haben ebenfalls eine deutlich längere Lebensspanne als vergleichbare Produkte (z.B. Kunstleder vs. Polyester[*2]) und, im Ganzen betrachtet bei entsprechender Lebensdauer, einen niedrigeren ökologischen Fußabdruck sowie eine geringere Abgabe von Mikroplastik.
Somit ist dies auch kein exklusives Problem von Kunstleder / Kunstpelz, sondern von synthetischen Stoffen im Allgemeinen
Liebe Grüße,
Falk
Hallo Falk,
jetzt wird es super spannend, weil wir hier sehr unterschiedliche Hintergründe haben.
Kucken wir mal, wo das Gespräch noch hinführt
Wieso hat die Inanspruchnahme von Produkten die, ganz gleich ob ich sie 60 Jahre lang trage und wiederverwerte, schleichend alle Lebewesen des Wassers vergiften und somit alle weiteren Spezies, die sich davon ernähren, keine Relevanz für Veganer? Ich dachte wenn das jemanden berührt, dann doch Veganer/innen, Tier- und Naturschützer.
Sich auf die vermeintliche Nutzung von Kunstlederprodukten zu fokussieren und damit zu argumentieren, dass sie gebraucht ja lange nicht an der Wertstoffentsorgung teilnehmen würde empfinde ich als reduzierte Perspektive auf das Problem. Das kann zu Trugschlüssen führen.
D.h. nur weil ich ein gebrauchtes Kunstlederprodukt kaufe ist das Entsorgungsproblem dadurch ja noch nicht gelöst. Ich verschiebe nur bzw. beschäftige mich nur nicht weiter damit.
(Wenn nun nachweislich für jedes Kunstlederprodukt eine Maus sterben müsste wäre es dann doch wieder relevant?

Ich denke dann wäre es vielleicht direkter)
Eine gebrauchte Kunstlederjacke weiterverwenden ist insofern nicht kritisch für das eigene Gewissen - das daraus resultierende Problem wird von mir aber nicht angegangen, solange ich das Problem mit diesem Produkt und seine Verbindung mit dem ökologischen System nicht vor Augen habe - sogar aus diesem Komplex Produkte beziehe - wenngleich sie auch gebraucht sein mögen.
Wären wir auf einer Klimakonferenz wären bei dem Satzteil "welche per se einen neutralen bis negativen ökologischen Fußabdruck aufweisen" alle Köpfe in deine Richtung gedreht.
Du meintest vermutlich "einen kleinen ökologischen Fußabdruck". Sprich der Ressourcen/Energieaufwand ist dem Nutzen und dem Aspekt der Rückführung entsprechend ausgewogen.
Das kann in der Bewertung enorm kompliziert werden.
Glas z.b. wirkt erstmal als hätte es einen sehr kleinen ökologischen Fußabdruck. Es besteht aus simplen Rohstoffen, ist biologisch, recyclebar, leicht zu entsorgen etc.
Allerdings wird zur Herstellung eine enorme Wärmeenergie benötigt - ebenso ist Glas schwerer und benötigt z.b. für den wirtschaftlichen Transport mehr Energie verwendet.
Diese analytischen Schwächen bei der Bewertung werden auch offen kommuniziert.
Was ich damit sagen will: Das mit dem ökologischen Fußabdruck und ob der nun eher größer oder kleiner ist lässt sich so schnell nicht feststellen. Auf jeden Fall zweifele ich erstmal an, dass Kunstleder einen kleinen ökologischen Fußabdruck hat. Alleine weil es in die Kategorie:
2/3 Nicht biologisch herstell- und abbaubarer toxischer Wertstoff fällt.
Zu dem Beispiel mit der "veganen Konformität eines Waldspaziergangs":
Die Frage können wir gerne mal an anderer Stelle besprechen. Ich persönlich empfinde die Frage als ideologischen Schwachsinn, bei dem man versucht "Veganismus" irgendwo anzubringen, wo er nicht hingehört.
Orthodoxe Jainisten ziehen das z.b. durch - sie töten NICHTS. Sie waschen sich nur auf besondere Weise, damit sie keine kleinstwesen auf ihnen töten, sie gehen nur in Zeitlupe, damit sie nichts zertreten und leben strengste Askese. Und wie du sagst - das kanns net sein.
Aber den Konsum von Kunstleder würde ich jetzt definitiv nicht in diesem Diskurs verortet sehen. Da geht es nicht um "extrem abstrakte Zusammenhänge, die strenggenommen nicht vegan sind". Da geht es um einen sehr simplen Sinnzusammenhang zwischen Ursache und Wirkung. Ganz rational.
Ansonsten nach wie vor ein erquickendes Gespräch lieber Falk
Chapeau