Liebe Alex,
herzlichen Dank für Deine Offenheit.
Na ja, Einstellungen, eben auch die zu veganer Lebensweise, können sich durchaus ändern
Ich bin seit meinem 15 Lebensjahr etwa Vegetarierin gewesen, aus Tierliebe, über 30 Jahre lang. Dann bekam ich immer mehr mit, daß diese Lebensweise nicht geeignet ist, die Tiere konsequent zu schonen. Ich will auf gar keinen Fall Leid verursachen, schon gar nicht aus so niedrigen Beweggründen wie Eßgelüsten. Das ist aber eine absolut persönliche Einstellung, die muß für Dich nicht gelten. Meiner Meinung nach sind wir alle gleichgestellt und es steht mir nicht zu, andere zu töten oder zu quälen. Daher "mußte" ich vegan werden, obwohl ich mir lange Zeit noch vorgemacht habe, daß es nicht nötig ist, wenn ich aus guter Biohaltung kaufe. Bullshit, das nützt kaum etwas, der Kuhmutter wird dennoch ihr Kalb weggenommen, das meist konventionell gemästet und dann geschlachtet wird. Der Verzicht auf alle Milchprodukte fiel mir sehr schwer, auch auf das einigermaßen unkomplizierte Essen im Restaurant oder mit Freunden. Das wurde alles erheblich erschwert mit meiner veganen Lebensweise. Nun sind es gute fünf Jahre und es fühlt sich fantastisch an, im Einklang mit meinen Werten zu leben. Mein Mann zieht mit, was natürlich ebenso fantastisch ist. Es wird auch permanent einfacher, Produkte zu finden, In Lokalen essen gehen zu können, und im Freundeskreis muß man eben bereit sein, immer was Leckeres mitzubringen. Das ist mir aber die Sache wert.
Du wirst vermutlich merken, daß Du, je länger Du Dich mit der Thematik beschäftigst, kaum mehr anders kannst als vegan zu leben, einfach, weil es so viele Probleme auf einmal löst und sich sehr gut anfühlt. Ganz ehrlich - zu wissen, daß das Stück Fleisch auf meinem Teller mal ein fühlendes, sehr lebendiges Wesen war, das durch meine Gelüste ein qualvolles Leben und einen noch qualvolleren Tod hatte - das kann man doch nicht auf ewig für sich gutheißen, oder? Und das Stück Käse verursacht ebenso den Tod.
Doch das ist wie gesagt alles eine ganz persönliche Sache, das muß jeder für sich einschätzen. Ich fand den Schritt, vegan zu werden, erheblich krasser, als Vegetarierin zu werden. Hatte ich früher doch auch ein völlig falsches Bild von dieser Ernährung und einige Vorurteile. Aber das kann sich ändern und man sollte versuchen, offen zu sein für eine mögliche Umstellung. Auch sich selbst zuliebe.
Ich wünsche Dir viel Neugier und Offenheit bei Deiner Beschäftigung mit dieser Thematik. Und mach Dir keinen Streß, kleine Schritte sind ebenfalls viel wert.
Herzlich,
Vera