Themen-Startervegan6 PostsmännlichWieslochLevel 1
Moin, bin neu hier...21.09.2025Liebe Vegpool-Gemeinde, schön, dass es Euch gibt. Ich bin 65 Jahre alt. Als ich mich 1982 entschied, vegetarisch zu leben (was sich erst änderte, seit ich 2019 vegan wurde), war das noch sehr exotisch. Dankbar war ich über das Restaurant der Bhagwan-Sekte in Kiel, die konsequent kein Fleisch im Programm hatten. Das war aber auch das einzige, was mich in die Nähe dieser orange-farbenen Jünger brachte.
Über 40 Jahre später sind Vegetarier immer noch selten, und Veganer eine extremistisch anmutende Randgruppe. Ich rechne mich schon zu den "links-grün Versifften", und habe auch einen entsprechenden Freundeskreis, oder "meine Bubble", im Neuspech. Trotzdem bin ich der einzige, der Konsequent auf tierische Produkte in der Ernährung verzichtet, obwohl eigentlich alle in meinem Umfeld versuchen, klima-schonend und nachhaltig zu leben. Warum fällt es Menschen so schwer, die vielen Vorteile einer tierfreien Ernährung zu erkennen, und die Nachteile hinsichtlich Tier-Ethik, Gesundheit und Umwelt der herkömmlichen Lebensweise zu überwinden? Je mehr man sich mit den Argumenten der beiden Seiten auseinandersetzt, um so klarer wird es, dass es nur ein (subjektives) Argument für tierische Produkte in der Ernährung gibt: weil es besser schmeckt! Aber kann das die Rechtfertigung für das millionenfache Leid geschundener Nutztiere sein? Was sind die psychischen Mechanismen, die die Menschen wider besseren Wissens an ihrer gelernten, tradierten Ernährungsweise festhalten lassen? Was sind Eure Gedanken dazu?
Viele Grüße aus dem Badischen...
vegan2.178 PostsweiblichBERLINLevel 4
21.09.2025Herzlich Willkommen!
Was die Menschen bewegt, Falsches nicht zu ändern, überlege ich auch oft.
Es betrifft ja nicht nur das Essen. Bis ich mich selber erwische, nicht perfekt zu sein. Ich fliege noch, und ertrage die kognitive Dissonanz. Manchmal esse ich auch Sachen, die ungesund sind, zb. Zucker. Manchmal verschwende ich Trinkwasser, manchmal kaufe ich, was ich nicht wirklich brauche. Manchmal verhalte ich mich unhöflich.
Es gibt schon Vieles Schädliche, wovon ich die Finger lasse, es ist ein Weg mit kleinen Schritten und manchmal sind auch größere Sprünge dabei, die hatte ich beim kompletten Alkohol- und Nikotinverzicht.
Vegan bin ich über vielleicht 10 Jahre geworden, ich weiß nicht mehr, wann genau ich begann, immer weniger Tierisches zu benutzen.
Ich hatte dazu aber auch Vorbilder, die davon nichts ahnten (hab mich aber später dafür bedankt)
Vielleicht bist du auch so ein Vorbild für irgend jemanden und weder du noch er wissen es schon.
Ich ärger mich nicht, freu mich über jede tierleidfreie Mahlzeit meiner Freunde, das ist mein momentaner Stand.
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vegan367 PostsmännlichBad Münstereifel Level 4
21.09.2025Hallo und herzlich Willkommen 💖
Es wird wohl so sein, dass Menschen verschiedene Mahlzeiten mit Erinnerungen an die Vergangenheit verknüpfen.
Als Beispiele:
Heiligabend gab es bei uns den vielerorts üblichen Kartoffelsalat mit Würstchen, dazu Seelachsschnittchen mit Eierscheiben. Die anderen Tage Braten mit Rotkohl.
An Ostern Rouladen mit Spargel.
Meine älteste Tochter schwärmt noch immer von meinem Hähnchen "das göttlich war". Wahrscheinlich weil sie bei mir immer eine entspannte Zeit hatte...
Das waren schöne Tage und deshalb wird das im Kopf damit verknüpft. Das "seelige" Gefühl soll zurückkommen...
Da fällt es manch Mensch schwer dies loszulassen.
Darüber hinaus gibt es viele Vorurteile, die durch Wurstfetischisten (zB Söder) fleißig verbreitet werden. "Wenn du mit uns Eisbein mit Sauerkraut verputzt, gehörst du dazu. Wenn nicht, bist du draußen und gehörst zu dieser rot grün versifften Minderheit".
Und wer will schon gerne draußen sein? Da spielt Angst eine Rolle...
Themen-Startervegan6 PostsmännlichWieslochLevel 1
21.09.2025Vielen Dank für die freundliche Begrüßung! Du hast natürlich Recht: niemand ist perfekt. Ich wollte auch nicht den moralischen Zeigefinger erheben. Ich finde es nur erstaunlich, dass angesichts der Faktenlage und des hohen Bildungsstandes in Deutschland oder Europa, der Veganismus oder Vegetarismus, zwar zunehmen, aber immer noch eher Seltenheitswert haben. Dass der familiäre Kontext und Erinnerungen an z.B. Kindertage eine große Rolle spielen, ist bestimmt richtig. Und wer kennt es nicht, wenn man sich erklären muss, warum man kein Fleisch oder Milchprodukte essen möchte. Man gerät geradezu in Rechtfertigungsdruck, und spürt, dass man auch Unbehagen und Abwehrreaktionen auslöst, auch wenn man gar nicht darüber sprechen möchte. Diese sozialen Situationen, besonders auch innerhalb der eigenen Familie, stellen nicht gerade einen Anreiz dar, sich dem Veganismus zu verschreiben. Und was für mich auf Parties auch nicht immer leicht anzuschauen ist, dass sich viele oft verpflichtet fühlen, meinen Veganismus zu würdigen und "Extrawürste" einkaufen oder zubereiten, die dann exklusiv für mich bereitgestellt werden. Das finde ich natürlich einerseits ganz entzückend, andererseits bin ich dann derjenige, der immer etwas Extra-Aufwand generiert, was mir dann stets ein kleines, schlechtes Gewissen verursacht. Es ist schon kompliziert, manchmal...
vegetarisch1.240 PostsweiblichFrankfurtLevel 4
23.09.2025Welcome, H1!
Bist du m oder w? Das war im Post net ganz ersichtlich!
Hab viel Spaß u. Anregung hier im Forum. 😃
Bin deshalb noch als vegetarisch...., hab da noch das Ei-Problem, 😒 aber arbeite dran!!
Da und dort in Posts hab ich auch schon getippt, dass ich Mitte/Ende der Achtziger Jahre versucht hatte, Vegetarierin zu werden, durch einen sehr eindringlichen Bericht von meinem HERO Manfred Karremann....., der immer noch umtriebig ist und zuletzt mit seiner Reportage über Kuhtransporte -der Skandal -von sich reden machte. Von heut auf morgen mochte ich kein Fleisch, Wurst... mehr, so sehr war ich vom Gesehenen geschockt.... und hab mich dann immer mehr informiert....zog weite Kreise.
ABER mein Eisenmangel kam dazwischen (auch als Aasesserin😒)u. vor allem die Nickelallergie, die ich seit Jugend hab und die mir immer bleiben wird, auch wenn sie nicht ausbricht.... In fast allen Gemüsearten, Getreide usw. ist dieses Metall in kleinen u. auch großen Spuren enthalten. Und net nur in Schmuck usw. - Tja. Aber jetzt hab ichs geschafft, hehe, seit über 12 Jahren, FREU! Nur das Ei, ist noch ein Problem.😒
Und im letzten Job hab ich sogar eine meiner Supervisorinnen (war im letzten Job in der Mafo tätig) für meine Vegetarisches begeistern können.
Folgende Aussagen mag ich gar net: "Missionieren", "der moralische oder erhobene Zeigefinger" "Man verzichtet auf was" , "Man muss die Leute überzeugen".
NEIN, BEGEISTERN, sich dafür interessieren..... - wie schon eine Userin sagte, einfach probieren lassen, sich ausfragen lassen und einfach durchs Essen wirken lassen.
Alles andere kann man auch tun (mach ich teils), aber da stösst man des öfteren auf Widerwillen, klar, keiner lässt sich gerne was vorschreiben.... manchmal stösst man aber auch auf Interesse des Gegenübers ... 😏
Bin gespannt auf weitere Beiträge!
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Themen-Startervegan6 PostsmännlichWieslochLevel 1
23.09.2025Hallo BeaNeu, ich bin ein 'm'.
Auch du sprichst die spannende Frage an, wie man mehr Menschen zu einer vegetarischen oder veganen Lebensweise bewegen könnte. Erreicht man die Menschen eher über das Herz oder über den Verstand? Als ich mit Anfang 20 Vegetarier wurde, war es für mich keine große Anstrengung, weil ich bereits als Kind das meiste Fleisch nur mit leichtem Widerwillen gegessen hatte. Da gab es keinen ideologischen Überbau. Allerdings wollte ich später dann schon ein Zeichen setzen gegen Fleisch-Skandale und Massentierhaltung. Auf Milchprodukte zu verzichten stand für mich nicht zur Debatte. Was schadet es der Kuh, wenn sie uns an ihrer Milch teilhaben lässt, und dann weiter entspannt auf der Weide steht? So dachte ich. Und gibt es etwas Köstlicheres, als Kartoffelgratin mit Sahne und Gryère überbacken?
Aber erst die Erkenntnis, mit wie viel Leid die industrielle Milchproduktion verbunden ist, hat mich dann vor ca 6 Jahren überzeugt, auch darauf zu verzichten. Ich muss es so sagen: bestimmte Käsesorten nicht mehr im Kühlschrank zu haben, ist für mich Verzicht, weil ich es schon vermisse, und die Ersatzprodukte bisher nur ein fader Abklatsch sind. Aber wie ich bereits in meinem ersten Beitrag hier geschrieben habe, kann Geschmack allein nicht die Rechtfertigung dafür sein, sich an der gnadenlosen Ausbeutung der Milchkühe und dem Umgang mit ihren Kälbern zu beteiligen. Andererseits finde ich auch, dass es einen Unterschied macht, wie Tiere gehalten werden. Es gibt bestimmt Beispiele für bessere Tierhaltung und schonenden und empathischen Umgang mit ihnen. Aber 98% der Milchprodukte in unseren Supermarktregalen stammen aus industrieller Tierhaltung. Und so möchte ich mit meinem überzeugten Veganismus ein Zeichen setzen, ein lebendes, und gesundes Beispiel dafür sein, dass man es auch anders machen kann. Vegan zu leben ist absolut keine Mangelernährung. Und es ist auch nicht automatisch gesund. Wie oft habe ich gehört, ich müsste regelmäßig zum Arzt gehen, um meine Blutwerte messen zu lassen, weil Vegan ist ja so gefährlich... o gott o gott, B12, Calzium, Eisen... erstaunlich, dass mir noch nicht die Fingernägel abgefallen sind. Andere, die sich von Hamburgern, Hotdogs, Currywurst mit Pommes ernähren, bekommen höchstens zu hören, dass sie evt zu viel Fett zu sich nehmen. Auf gute Nährstoff-Versorgung zu achten ist natürlich wichtig! Das betrifft aber alle Ernährungsformen.
Du hast geschrieben, dass dich eine Reportage über Kuhtransporte schockiert hat. Das ist zwar sehr emotional, hat aber letztlich deinen Verstand in Gang gesetzt, der sich daran nicht mehr beteiligen wollte. Da war vielleicht nicht zuerst die Begeisterung für die vegetarische Küche. Auch für mich waren es die Schockmomente, die die Verhaltensänderung bewirkt haben: berühmt ist der Film "Cowspiracy". Oder die Reportage über die Kälber von deutschen Milchkühen, die zu italienischen Schlachthöfen transportiert werden. Allein die Erkenntnis, dass eine Kuh nur dann Milch gibt, wenn sie zuvor ein Kalb geboren hat, welches ihr sofort weggenommen wird, weil die Milch ja in den Verkauf soll, und die Kühe dann verzweifelt nach ihren verschwundenen Kälbern rufen, und die Kälber dann abtransportiert werden... etc etc.... schwer zu ertragen.
Auch wenn es sich u.U. so anhört. Aber ich missioniere im Alltag überhaupt nicht. Ich werfe es niemandem vor, omnivor zu leben, noch versuche ich andere zum Veganismus zu bewegen. Ich lebe meinen Mitmenschen lediglich eine andere Ernährungsweise vor, und zeige damit, so hoffe ich, dass es sehr gut funktioniert und man dabei auch gesund bleibt, vielleicht sogar gesünder als vorher. Und was mich betrifft: es fühlt sich einfach so gut an, zu wissen, dass man die industrielle Tierhaltung, zumindest in Sachen Ernährung, in keiner Weise unterstützt.
Themen-Startervegan6 PostsmännlichWieslochLevel 1
23.09.2025Danke nochmal an alle, dass ihr euch mit meinem Geschreibsel auseinandersetzt! Ich hoffe sehr, dass ich nicht den Eindruck erweckt habe, irgend jemandem feindselig gegenüberzustehen. Ich sage ja selbst, dass ich niemanden bekehren möchte, oder gar Vorwürfe mache, sondern dass ich einfach mein veganes Leben lebe, und es mich freuen würde, wenn es eventuell abfärbt. Dennoch, was meine persönliche Verhaltensänderung ausgelöst hat, war weniger das sympathische Vorbild anderer, sondern das Lernen über die Zustände in unserer industriellen Fleisch- und Milchproduktion. Aber da hat jeder seinen individuellen Weg, wohin auch immer der führt, mit Fleisch oder ohne... und ein Mensch ist letztlich mehr als das, war er/sie isst.
vegetarisch1.240 PostsweiblichFrankfurtLevel 4
23.09.2025Grüss Dich, H1!
Och, schon biste wieder wech..... - egal, poste nur kurz, die Tage dann gehe ich auf Deine interessante, so ausführliche Antwort bzw. Statement ein.
In vielem stimme ich Dir zu.
DU bist schon richtig so, musst Dich gar net rechtfertigen oder sagst halt Deine Meinung zu diesem und jenem (User usw) dazu.
Hab das, was ich net mag, einfach so aufgezählt, gibt noch mehr, was ich in Zeitungen oder Sites gelesen hab, in Nachrichten oder in Nachrichtenbriefen, die ich reichlich erhalte (hab da auch den Tread dazu, wenn Du stöbern möchtest) und manchmal gar net nachkomme, grummel.
Jedenfalls ist es ja schon erstaunlich, wenn man sagt, man isst kein Fleisch, Wurst, also beteiligt sich net an dem Wahnsinn (der da und dort aufgebrochen wird, gsD, aber noch zu langsam...... ), dann ist aber Schicht im Schacht bei einigen der Zeitgenossen.
So lächerlich eigentlich, wenn dann in Familien die Kinder oder Jugendlichen bemeckert werden, gibt hier auch einige verzweifelte Treads derjenigen, dabei isst der Omnivore ja schon TEILvegan, wenn man Reis, Kartoffeln, Nudeln (ohne Ei), Gemüse u. Obst dazu nimmt.
Meine Chefin, in der Mafo, "damals", is noch net so weit her, hat mich in der Teeküche -in einer Pause- gefragt, was ich denn sei, also diese 4 Begriffe - okto... dings, dann preskarisch usw., also ich krieg das grad net zusammen. Ich wusste dann selbst net, lach, was ich eigentlich in meiner Ernährung darstelle, hab dann die Suchmaschine meines Vertrauens hinzugezogen und da wusst ichs dann.😄 Fand ich aber stark, DASS sie überhaupt gefragt hatte, war da noch am Anfang...
Deine Posts sind echt interessant und lesenswert. Und bleib so wie Du bist, stark, selbstbewusst und Du weisst, was Du willst oder net willst! Und schwach sein, das sollte man auch zulassen, keiner ist perfekt.
Authentisch sein, das ist immer wichtig, an sich glauben UND für seine Werte einstehen.
Bleib ja am Ball, hehe, les doch so gerne (u. tippe) .😉
So und nu? 😇 Hab ja oben gepostet kurz, lach, beim Zwilling, was ich bin, ist des eben so! 😁
Wie gesagt, poste dann noch.👍
Achja, da könnte man doch einen neuen Tread ersinnen "Wie wirkt sich Werbung (dann die Werbeträger aufführen) auf die Verbraucher/innen aus? Gibt es überhaupt Werbung für tierfreie Ernährung? Wo kommt sie vor? Wie ist sie gestaltet? usw.
Schönen Dienstag noch!😎
2x bearbeitet
Themen-Startervegan6 PostsmännlichWieslochLevel 1
23.09.2025Danke, BeaNeu, für die aufmunternden Worte! Ich bin nicht sehr geübt, in Foren oder anderen sozialen Medien Beiträge zu posten. Daher bin ich auch etwas unsicher, wie ich so rüberkomme. Bin offenbar schon die alte Generation, die noch in einem Alter mit Kreide auf Schiefertafeln gekratzt hat, in dem heutige Kinder auf dem Tablet unterwegs sind. Vom Format her gar nicht so unähnlich. Die Nutzer-Interaktion war aber ziemich anders.
Witzig, die Frage nach der Werbung hat mich erst vor wenigen Tagen beschäftigt. Da aber besonders die Stilmittel der Fleisch- und Milchindustrie, die oft Tierabbildungen in Comic-Manier benutzt, die dann tierisch glücklich und lustig aussehen, und dadurch eigentlich die maximale Distanz zwischen zu verschleiernder Wirklichkeit und erwünschter Wahrnehmung erzeugen. Wie z.B. einen LKW auf der Autobahn, der mit hunderten oder tausenden Hühnern beladen ist, auf der Plane aber ein glücklich grinsendes Huhn auf einer Weide im Sonnenschein abgebildet ist. Das hat ein bisschen was von brain-washing. Man nimmt das ja oft gar nicht bewusst wahr, aber das Bild bleibt irgendwie haften und gibt einem ein gutes Gefühl.
Und dann im Gegenzug die Frage, wie könnte man tierfreie Produkte bewerben? Sehr interessant! Kann man bestimmt viele gute, und vermutlich auch schlechte Ideen entwickeln. Aber sicher ein Betätigungsfeld mit viel Potenzial.