Hallo alle miteinander
Ich bin Stephie, ich lebe seit 12 Jahren vegetarisch und war zuvor 14 Monate vegan.
Ich bin 31 Jahre alt, verheiratet und Mama
Wie man merkt ist meine Geschichte nicht geradlinig verlaufen. Ich bin vor über 13 Jahren vegan gestartet.
Aber wie sicher einige andere Veganer hier unter euch wissen, war das Angebot an Alternativprodukten vor 13 Jahren noch lange nicht so vielfältig und günstig wie heute.
Aber das war eigentlich nicht der Hauptfaktor warum ich mich damals für den Vegetarismus entschieden habe!
Also eins vorweg, ethisch korrekt ist für mich nur Veganismus (!!) und ich habe mich damals selbst betrogen, habe bewusst in einer Doppelmoral gelebt, das ist mir alles total klar!!
Ich hatte damals psychische Probleme die sehr akut waren und in einer Klinik behandelt werden mussten. Ich wurde quasi von jetzt auf gleich in eine Klinik gesteckt, die absolut nicht auf eine vegane Näherung eingestellt war.
Normalerweise ist es so dass man vegane Ernährung vorher anmelden kann im Krankenhaus, in dem Fall ging es halt nicht. Da ich zu der Zeit auch stark untergewichtig war und einfach wirklich am stock ging in jeder Hinsicht habe ich am zweiten oder dritten Tag ein Brot mit Käse gegessen, weil es wirklich nur Obst für mich gab oder Brot mit Gurkenscheiben.
Ich musste natürlich auch Psychopharmaka nehmen, was damals auch gegen meine moralische Vorstellung war, da Medikamente natürlich an Tieren getestet werden. Irgendwie hat damals einfach mein kompletter Veganer Lebensstil zu bröckeln angefangen.
Und dann habe ich die Flinte einfach ins Korn geworfen. Ich war so beschäftigt mit mir und meinen Problemen dass ich mich nicht mehr engagiert habe. Ich habe mich nicht mehr weiter informiert, ich habe es einfach wirklich einschlafen lassen und habe wie die ganzen Fleischesser Scheuklappen vor meine Augen gepackt. Da Fleisch essen für mich zu dem Zeitpunkt genauso wie jetzt nie wieder in Frage gekommen wäre, war der Vegetarismus für mich die einzige Ausweichmöglichkeit die denkbar war.
na ja und dann ist das alles für mich im Alltagstrott verschwunden. Ich hatte mir einfach keine Gedanken mehr darum gemacht und fand es zwar nicht supertoll oder vorbildlich, aber es war für mich okay.
Es gab so viele Dinge die mich am Veganismus gestört haben. Jedes auswärts essen war die reinste Katastrophe, irgendwo eingeladen sein, zu Gast sein, ständig musste man den Leuten vor den Kopf stoßen und denen ein unangenehmes Gefühl geben wenn sie etwas falsch gemacht haben oder einfach nichts für mich da ist.
Ich muss dazu sagen ich bin sein Mensch ich möchte einfach niemals jemandem zur Last fallen oder unangenehm für jemanden werden.
Das in Kombination damit dass ich noch sehr jung war, kein Geld hatte und die Alternativprodukte damals noch rar gesät und relativ teuer waren...
Ja also jetzt wisst ihr warum ich weggekommen bin vom Veganismus. Ich weiß dass im Grunde nichts davon eine Entschuldigung ist, aber vielleicht ein Erklärungsansatz für die Unvollkommenheit eines Menschen.
Na ja warum bin ich jetzt hier?!
Ich bin noch nicht wieder an dem Punkt dass ich sagen könnte ich bin jetzt wieder Veganer. Weil ich eben aus der Vergangenheit weiß wie verdammt schwer und hart der Weg ist bis man ein routiniertes einkaufverhalten hat, das man wieder weiß was man kocht, dass man Restaurants und Speisekarten findet die etwas für einen anbieten...es hängt so viel damit zusammen.
Aber ich bin trotzdem sehr motiviert zurzeit den Weg zum Veganismus zurück zu finden. Es wird trotzdem schwer sein, da mein Mann ein Fleischesser ist und meine Kinder auch Fleisch essen und ich im Endeffekt immer genötigt bin Fleisch zu kochen oder anzubieten.
Viele unter euch werden jetzt bestimmt denken "oh mein Gott sie macht Fleisch als Vegetarierin, wie ist das möglich???"
kann ich gar nicht genau sagen um ehrlich zu sein. Ich bin in der Hinsicht wahrscheinlich echt abgestumpft, weil ich es in meinem Leben nur mit Fleischessern zu tun habe und ich generell jeden Menschen respektiere so wie er ist.
Mein Mann würd mir den Vogel zeigen wenn ich jeden Tag nur vegetarisch oder vegan kochen würde und für ihn steht nichts (fleischiges) auf dem Tisch wenn er von der Arbeit kommt...

könnte ich es mir aussuchen oder wünschen, würde ich mir natürlich wünschen dass er auch vegetarisch oder vielleicht sogar vegan lebt, aber so ist es nun mal nicht und für mich zählt eigentlich nur Hauptsache ICH muss diese Leichenteile nicht essen.
Ich kann jetzt eigentlich schon für mich sagen, zumindest empfinde ich so im Moment, dass ich mich selber niemals mehr ein Veganer nennen werde. Denn das kann ich nicht. Ich werde ein Vegetarier der sich vegan ernährt.
Ich kann nicht auf meine Tabletten verzichten die für mich lebensnotwendig sind, "nur" (nicht falsch verstehen!!) weil sie an Tieren getestet wurden.
Mein Make Up ist zu 90% sowieso Natur/Bio/tierversuchsfrei.
Ich trage auch kein Leder oder kein Pelz und ich kaufe auch keine Daunenkissen oder oder... im Grunde versuche ich wirklich soweit es mir persönlich möglich ist auf alles zu verzichten wofür Tiere leiden müssen.
Ich habe auch in meiner vegetarischen Zeit eigentlich fast nie Eier oder Milch direkt konsumiert, halt in verarbeiteten Produkten.
na ja und was mich auch von einem waschechten Veganer wahrscheinlich für immer trennen wird ist der Umstand dass ich in einer Familie voller Fleischesser lebe, es toleriere und halt teilweise "unterstütze"(?), indem ich dem Wunsch meines Sohnes nachkomme und ihm Salami auf das Brot packe oder ihm einen Hamburger bei McDonald's kaufe.
Ich weiß ja nicht wie ihr das seht, aber ich persönlich freue mich über jeden Menschen der verzichtet, egal ob er zu 100% verzichtet oder wenn es auch nur ein kleiner Teil ist, aber jeder Art von Verzicht ist gut! Meine Freundin hat sich vor einem halben Jahr dazu entschieden auch Vegetarierin zu werden. Hat allerdings noch kleine Ausreißer wo sie wieder Fleisch isst

innerlich kuller ich da auch mit den Augen, aber auf der anderen Seite weiß ich sie versucht ihr Bestes und der richtige Grundgedanke ist schon da.
Deswegen hoffe ich dass ihr mich nicht allzu sehr verurteilt, weil ich nicht so ein 100% Veganer mit Leib und Seele bin oder werde...
wir gehen aktuell noch sehr viele Fragen durch den Kopf aber ich denke dazu werde ich dann eigene Beiträge/Themen eröffnen

So, falls jemand dran geblieben ist und den Text zu Ende gelesen hat dann DANKE
Freue mich auf einen netten Austausch mit euch
LG, Stephie