Hallo,
Viel Erfahrung kann ich leider (oder zum Glück..) nicht beisteuern, aber ich finde ebenfalls toll, dass du dich der Diskussion mit dem Klassenkameraden gestellt hast. Auch wenn man manche Menschen kaum oder gar nicht zum Umdenken bewegen kann, ist es dennoch wichtig, dass man es versucht. Wie @Sunjo schon meinte, hat man allein dadurch, schon Einfluss genommen, im besten Fall auf seinen Diskussionspartner, aber mindestens auf alle, die die Diskussion mitbekommen. Es zeigt einfach, dass es Gegenwind gibt, wenn jemand solche Dinge von sich gibt und dass man nicht einfach zulässt, was geschieht, und still bleibt. Das erfordert Mut/Überwindung und nicht jeder schafft es, sich zu Wort zu melden, wenn es eigentlich nötig wäre (auch ich gehöre wohl dazu, versuche aber, mich zu bessern). Daher großen Respekt von mir für dich und deinen Einsatz, auch wenn der Klassenkamerad bei seiner Meinung bleiben will.
Für Meinungsfreiheit und Freiheit generell, gilt für mich folgender Grundsatz:
Die Freiheit eines einzelnen darf die Freiheit des Nächsten nicht einschränken, verletzen oder gefährden.
Jeder hat ein Recht auf die eigene Meinung (zumindest hier in DE..) und diese sollte er definitiv kundtun dürfen.
Jedoch besteht für mich ein gravierender Unterschied zwischen “Meinung” und “Diskriminierung”, “Hass”, “Diskreditierung” und allem derartigen.
Eine Meinung ist zB “Ich bin kein Fan von Angela Merkels Politik, weil sie uns abhängiger von Russland gemacht hat.” Wie sehr diese Aussage stimmt/man damit übereinstimmt oder nicht ist diskutabel, aber Meinung und Begründung hängen zusammen, es ist ein Thema, das einen persönlich betrifft und eine Aussage, die nicht dazu dient, jemanden persönlich herabzuwürdigen, auszugrenzen oder anderweitig zu diskriminieren.
Aber “Ich finde, Angela Merkel sollte keine Politik betreiben, weil Frauen so etwas nicht gut können” hat, wie ich finde, nichts mehr mit einer fundierten Meinung zu tun, sondern ist ein Ausdruck der Diskriminierung. Angela Merkels Geschlecht hat nichts mit ihren Pflichten als Bundeskanzlerin zu tun und derjenige, der eine solche Aussage tätig, gefährdet ihre Freiheit.
Ich denke halt, man kann keine undemokratischen Meinungen akzeptieren, da man so selbst undemokratisch wird. Man akzeptiert also die Inakzeptanz, was einen wiederum selbst inakzeptierend macht
Diese Aussage von dir, @Zwoelfvegan, finde ich sehr zutreffend.
Eine Gesellschaft der Akzeptanz, Freiheit und Gleichberechtigung erfordert, dass jeder Rücksicht darauf nimmt, wo die eigenen Grenzen liegen und die Freiheit anderer nicht einschränkt.
Eine Gesellschaft der Akzeptanz, Freiheit und Gleichberechtigung bedeutet NICHT, dass eine einzelne Person sich alles nehmen und alles erlauben darf, ohne zu beachten, dass sie die Freiheit ihrer Mitmenschen dabei mit Füßen tritt.
Genauso ist eine “Meinung” auch nicht etwas, das irgendwie akzeptiert werden muss.
Wer Falschaussagen (“Man sucht sich seine Sexualität aus”, “Kindern homosexueller Paare fehlt eine wichtige Bezugsperson”, …) tätigt, darf nicht erwarten, dass alle um ihn herum einfach glücklich lächeln und nicken.
Sowas belastet mich halt auch noch im Nachhinein, weil ich es so traurig finde, wie ein Teil der Gesellschaft immer noch so feindlich gegenüber bestimmter Minderheiten denkt, und man darüber einfach nicht gescheit und wirklich faktenorientiert reden kann,
Wollte das einfach nur mal loswerden, und fragen, wie ich in Zukunft mit solchen Diskussionspartnern umgehen kann.
Ich kann deine Gefühle sehr gut verstehen. Es ist frustrierend, wenn man Tag für Tag sehen muss, wie viel Hass und Intoleranz es noch in der Welt gibt, obwohl all das nicht sein müsste.
Egal wie viel man redet, egal wie sehr man es versucht, manchmal (oder sogar oft…) kann man nichts ausrichten und fühlt sich hilflos, weil man dabei zusehen muss, wie sture egoistische Personen die Welt für alle schlechter machen.
Aber irgendwen erreicht man immer - man merkt es nur vielleicht nicht sofort.
Und an diesem Gedanken muss man festhalten, wenn man das Gefühl hat, sonst bringt alles nichts. Es gibt viele sturköpfige, rechtsextreme, egoistische, homophobe, rassistische… hassende Personen auf der Welt. Aber es gibt auch einige einfühlsame, tolerante Personen, die deine Meinung teilen oder durch dich dazu gebracht werden/wurden, selbstreflektierter zu denken und zu handeln. Sie werden meist von den anderen Personen übertönt, aber das heißt nicht, dass sie nicht mehr da sind. Du hast bewiesen, dass sie da sind und das ist es, denke ich, worauf es im Grunde genommen ankommt.