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Hey

Erstellt 03.02.2020, von Honeycat83. Kategorie: Neu hier. 27 Antworten.

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Benutzerbild von Honeycat83
Themen-Starter9 PostsLevel 1
Hey
03.02.2020
Hey zusammen.

Ich muss jetzt einfach mal fragen!!
Ich habe vor kurzem den Entschluss gefasst in Zukunft vegan zu leben. Werde aber den Weg erstmal über vegetarisch gehen da ich die Lebensmittel die ich jetzt noch Zuhause habe aufbrauchen Möchte.

Ich bin verheiratet, und mein Mann findet diesen Entschluss, naja um es mal höflich auszudrücken bescheuert.
Ich diskutiere die ganze Zeit warum ich es machen will.
Ich muss mich rechtfertigen um dann zu hören ich mache unsere Ehe kaputt.

Kennt noch jemand das Verhalten?
Ist das normal?
Ist doch nicht falsch gesünder, nachhaltiger und umweltfreundlicher Leben zu wollen.
Ich fühle mich irgendwie sehr schlecht dabei, obwohl ich weiß das es besser ist.

Bitte teilt mit mir eure Erfahrungen!

Eure Honeycat

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Unbekannt
04.02.2020
Guten Morgen Honeycat,

deine Schilderung könnte 1-1 von mir stammen. Ich erzähle dir mal wie es bei mir war:

Von klein auf hatte ich eigentlich schon immer ein schlechtes Gewissen Fleisch zu essen, entschloss mich aber erst mit 39 Jahren dazu darauf zu verzichten. Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich nicht mehr länger wegsehen kann und zwang mich dazu die Doku "Earthlings" anzusehen. Danach hat es mir die Lust auf Fleisch sofort verschlagen und die Bilder gaben mir die nötige Kraft meine Entschluss zu festigen. Auch wenn es mich in meinen Grundfesten tief erschüttert hat.

Ich war zu dem Zeitpunkt bereits seit 18 Jahren mit meiner Frau verheiratet und hatten drei gemeinsame Kinder. Als ich ihr verkündete, dass ich ab sofort vegetarisch leben würde, hat sie mich erst mal ausgelacht. "Das hältst du niemals durch" war so die Kernaussage. Nach etwa zwei Wochen hat sie aber wohl verstanden das es mir ernst ist. Daraufhin war ich dann plötzlich in der "Midlife-Crisis", ihrer Ansicht nach.


Aber so richtig rund ging es erst, als ich ihr nach etwa 2 Monaten sagte, dass ich vegan leben möchte (nachdem ich immer mehr Grausamkeiten über Hühner- / Kuhhaltung herausfand). Ihr erster Satz war, "dann lasse ich mich scheiden!". Jeder Versuch mich zu erklären endete in einem handfesten Streit, den ich dann nach wenigen Minuten abbrach. Sachliche Diskussionen waren nicht möglich. Wir stritten beinahe jeden Tag und wenn nicht, dann giftete sie mich passiv an. Das ging etwa ein bis zwei Monate so, bis ich sie zu einer Paartherapie schleppte. Die konnte zwar ein wenig vermitteln, hielt sich aber aus dem Ernährungsthema raus und verwies auf einen Ernährungsberater. Also hat es nicht wirklich viel gebracht, auch wenn es sich grundsätzlich schon ein wenig besserte.

Normalerweise bin ich ein Mensch der lieber nachgibt als auf Konfrontation zu gehen, aber beim Thema vegan blieb ich ungewohnt eisern. Denn immerhin ist es mein Körper und meine Psyche und da hat niemand mitzuschnabeln. Sie sagte mir auch, dass ich die Ehe damit kaputt mache. Wenn ich nach dem Grund fragte kamen fadenscheinige Gründe wie "keine gemeinsamen Essen" oder "Restaurantbesuche", etc.

Letztendlich gingen wir einen Waffenstillstand ein und ich ließ mich darauf ein, dass ich gelegentlich vegetarische Ausnahmen mache. Z.B. wenn sie mal einen Kuchen backt oder wir auswärts essen gehen. Ansonsten esse ich vegan.

Um auf deine Fragen einzugehen:
Kennt noch jemand das Verhalten?
Ja, siehe oben und vergangene Threads von mir. Vor allem die ersten.

Ist das normal?
Jein. Ja, weil viele Menschen es erst mal ablehnen wenn sich in ihrem Leben etwas (vermeintlich) ändern wird. Dein Mann hat Angst, dass sich für ihn etwas ändert. Zuhause beim Essen, Restaurant etc. Und wenn es ihnen "ans eigene Leder geht" reagieren viele Menschen nicht mit Toleranz sondern Abwehr und Widerstand.

Ist doch nicht falsch gesünder, nachhaltiger und umweltfreundlicher Leben zu wollen.
NEIN, absolut nicht. Du machst das völlig richtig!

Ich fühle mich irgendwie sehr schlecht dabei, obwohl ich weiß das es besser ist.
Das kann ich nur zu gut verstehen. Du glaubst, du bist schuld weil du jetzt die Ehe auf den Kopf stellst. Das ist aber nicht so. Menschen bleiben nicht gleich. Sie entwickeln sich. Während du dich nun weiter entwickelt hast, ist dein Mann einfach (noch) nicht so weit. Du hast KEINEN Grund dich schecht zu fühlen. Derjenige der sich schlecht fühlen müsste ist dein Mann weil er dir gegenüber nicht tolerant ist.

Du darfst dich dabei auch nicht selbst vergessen. Das ist keine Entscheidung wie "Was schauen wir heute im TV an?". Wenn du da nachgibst, ist es morgen schon egal.


Was passiert aber, wenn du wegen deiner Ernährung nachgibst? Du machst dir täglich Vorwürfe und hast permanent ein schlechtes Gewissen. Es wird immer an dir nagen und du wirst immer mehr darunter leiden. Das war auch der Grund, warum ich nicht nachgegeben habe, selbst wenn es dann tatsächlich hart auf hart gekommen wäre.

Im Übrigen hat sich meine Frau inzwischen damit abgefunden. Auch wenn sie nach wie vor sagt, dass Veganer Spinner sind, so gibt es wenigstens keinen Streit mehr deswegen.

3x bearbeitet

Kein Benutzerbild
Unbekannt
04.02.2020
Hallo, Honeycat,

herzlich willkommen.

Ich denke, es gibt hier einige, die ähnliche Erfahrungen mit ihrem Partner machen mussten.


Als ich vor 38 Jahren Vegetarier wurde, gab es diese Diskussionen mit meiner Frau auch, allerdings ruhig. Sie hatte einfach Angst, dass ich mich vegetarisch nicht gesund ernähren kann, und auch, dass sie "mitmachen" muss. Dass sie aber die Ehe infrage gestellt hätte, nein, das kam nicht vor.


Die ersten beiden Jahre aß sie auch noch weiter ihr (einmal pro Woche vielleicht, also wenig!) Fleisch, Fisch (eins, zweimal pro Woche) und Wurst (drei-viermal pro Woche), aber dann sagte sie, sie wolle auch vegetarisch leben, was mich natürlich sehr freute.

Als ich dann vor einem halben Jahr begann, mich vegan zu ernähren, war das für sie völlig okay. Sie sagte, sie habe das irgendwann sogar von mir erwartet ;-) , wollte aber selbst nach wie vor Käse haben (Eier mochte sie nie besonders gern). Mittlerweile dürfte sie aber auch zu 95% (vielleicht sogar mehr) vegan leben, denn all die Alternativen, die es ja gibt ("Käse" usw.) schmecken ihr gut, und ersetzt zunehmend oft das "Original" durch die Alternative. Sie isst in der Woche vielleicht noch 100-120 Gramm echten Käse, vor allem Sorten wie Camembert oder Feta, für die wir noch keine leckere Alternative gefunden haben. Sie isst aber auch zunehmend Aufstriche und in Scheiben geschnittenes Seitan auf dem Brot. Frühstück (Müsli, Getreidebreie) und warmes Abendessen sind für sie auch immer vegan, weil ich derjenige bin, der kocht, und ich koche halt nichts anderes.

Ich wünsche Dir, dass sich Deine Probleme mit Deinem Mann im Lauf der Zeit klären. Das "Trauma" des Nicht-Fleisch-Essens sitzt bei vielen Menschen psychisch und/oder gewohnheitsmäßig sehr tief, und ich glaube sogar, dass Männer damit noch mehr Probleme haben als Frauen.

Kein Benutzerbild
Unbekannt
04.02.2020
Moin,moin,
ich kann die andere Seite auch irgendwie verstehen.
Mir geht es so: lebe bewußt alleine, da ich mich gar nicht solchen Situationen ausliefern will.
Ich bin seit 5Jahren Veganer, und könnte es überhaupt nicht ertragen, wenn jemand in meiner
Küche Fleisch zubereiten wollte!
Wenn ich schon von einem Mann den Satz höre:"...es stört mich nicht, dass du kein Fleisch isst..."
grrrrrrrrrr.
Es ist ja nicht nur eine Art Diät, es ändert schon sehr viel, man setzt sich mit Dingen auseinander,
für die sich "Normale" nicht interessieren wollen.
Im umgekehrten Fall kann ich mir auch vorstellen, dass sie eine Ahnung haben, von dem, was da
auf sie zu kommt.

Benutzerbild von METTA
vegan4.985 Postsweiblich ObertshausenLevel 4
04.02.2020
Hallo Honeycat
erst mal herzlich willkommen hier im Forum ! :thumbup:
Bei uns war es eigentlich auch kein Problem, ich habe vor über 30 Jahren angefangen vegetarisch zu essen,da waren wir noch nicht verheiratet und lebten auch noch in verschiedenen Wohnungen. Als wir zusammenzogen 1984, haben wir uns dann darauf geeinigt, dass wir zuhause kein Fleisch kochen, aber mein Mann unterwegs essen kann was er will. Er ist dann auch mehr und mehr Vegetarier geworden, hat nur ab und zu - wenn wir an der See Urlaub machten, dort Fisch gegessen.
Unser Sohn hat dann - solange er bei uns gewohnt hat- vegetarisch gelebt und gegessen. Jetzt wo ich -sagen wir mal 95%- vegan lebe, machen wir es ähnlich und unser Sohn isst - wenn er mal wieder da ist- mit uns !
Hat Dein Mann vielleicht auch Angst, dass er Mangelerscheinung bekommen würde, oder dass Du krank wirst dadurch, dann könntet Ihr doch mal vor Deiner endgültigen Entscheidung Eure Blutwerte testen lassen und nach einem Jahr nochmal ! Besonders Vitamin B12 und D ! Wir haben das heute auch gerade wiederholt und unserer beide Werte waren recht stabil ! ;)


Lieben Gruß
METTA



Benutzerbild von Honeycat83
Themen-Starter9 PostsLevel 1
04.02.2020
Danke das ihr so offen und ehrlich seit und mir eure Geschichte schreibt.
Irgendwie beruhigt das es mir nicht alleine so geht. Aber es macht auch traurig das unsere Mitmenschen nicht so viel Toleranz haben.

Ich denke ich werde mir noch einiges anhören müssen.
Und das obwohl ich gesagt habe das ich auch für ihn weiterhin Fleisch usw. Zubereiten werde es aber nicht mehr essen möchte.
Ich bin ja noch mitten in der Ernährungumstellung und das ganze macht es mir nicht leichter.
Auch meine Argumentation,
Herz Kreislauf und Diabetes vorbeugen, beides in meiner Familie, bringen nicht viel.

Meine Blutwerte bezüglich Vitamin D sind gut und b12 wird das nächste mal im Juli mitgetestet.

Sorry wenn ich mich hier auskotz über meinen Mann.
Ich liebe ihn, aber ich kann sein Verhalten im Moment nicht gut heißen.

Ich hoffe es besser sich irgendwann....

Eure Honeycat

Benutzerbild von Smaragdgruen
vegan1.722 PostsmännlichNähe TrierLevel 4
04.02.2020
Hallo Honeycat, auch von mir herzlich willkommen hier.
Haltet zusammen, am besten kannst du überzeugen durch vorleben. Geh deinen Weg, auch wenn es manchmal schwer fällt, es ist der richtige und es ist unsere in Zukunft in der Ernährung. Es ist auch der beste Weg um gesund zu bleiben oder es zu werden. :thumbup:

Benutzerbild von Salma
vegan2.657 PostsweiblichBerlinLevel 4
04.02.2020
Immer wieder interessant, dass Omnis den Veganern vorwerfen, eine Beziehung durch den Ernährungswechsel zu zerstören. :crazy:

Ich finde, umgekehrt können die Veganer auch den Omnis vorwerfen, dass sie Zeuge beim Konsum von Tierqualprodukten sein müssen, und jedesmal ihr Kopfkino das Leiden spiegelt. : :oo:

Welcher Partner leidet wohl mehr? :surprise:

Hier zum besseren Umgang miteinander ein Buch von Melanie Joy, allerdings auf englisch:
Beyond Beliefs

Buchrezension:
https://von-herzen-vegan.de/podcastfolgen/folge-127-beziehungen-zwischen-veganern-und-nicht-veganern

Vielleicht hilft es? :happy: Ich stecke noch mittendrin...
Liebe Grüße!

1x bearbeitet

Benutzerbild von METTA
vegan4.985 Postsweiblich ObertshausenLevel 4
04.02.2020
Hallo Honeycat

vielleicht hilft Dir/Euch auch ein Buch oder ein Seminar über Gewaltfreie Kommunikation von Marshal Rosenberg: da geht es eben darum, wirklich zu hören, was der andere mitteilt und nicht von vornherein zu verurteilen.
ist mir gerade noch so eingefallen, da habe ich vor Jahren schon einmal ein Seminar mitgemacht.

Lieben Gruß
METTA

Benutzerbild von Honeycat83
Themen-Starter9 PostsLevel 1
04.02.2020
Also erstmal noch ein Dankeschön für die nette Aufnahme.
:clap:
Und danke für alles....

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