hallo und danke

Ich weine zwar nicht, finde aber das altertümliche Grillverhalten barbarisch und auch Fotos, die manche von ihrem "guten" Essen mit Steak usw. posten widerlich.
Mich tröstet etwas, dass es zumindest in unserer Region immer mehr Menschen gibt, deren Empathie wieder erwacht, die viele als Kind aberzogen bekamen.
Ich war übrigens im ersten Beruf Geflügelzüchterin und Im zweiten Diplom-Agrar-Ingenieurin und noch im Studium bekamen wir gesagt, dass Hühner kaum Schmerzempfinden hätten, obwohl ich bei der Arbeit hätte sehen müssen, dass das nicht stimmen kann. Trotzdem glaubte ich, was Eltern, Lehrer, Lehrmeister, Pfarrer und sogar Professoren einhellig behaupteten. Finde ich heute krass, obwohl ich weiß, dass das Glauben an Respektspersonen überlebenwichtig ist und der Quatsch der erzählt wurde ein übler Ableger einer sonst guten Sache ist. Wie Motten, deren Überleben von der Orientierung am Mondlicht überlensnotwendig ist, aber die Orientierung an einer Straßenlaterne tödlich ist.
Die "Gehirnwasche rückwärts" - wie ich es nenne - setzte er sehr viel später ein und vegan bin ich erst seit wenigen Jahren und es ging in kleinen Schritten.

Es gibt Vieles, was in uns als Kinder fest verankert wurde, zum Teil vor Sprechen und Laufen - wo man eigentlich sehen kann, dass es nicht stimmt, und was aber fest geglaubt wird, das Quälen von Schwächeren ist nur ein Beispiel. Da es so sehr früh und auch ohne Worte geschah, ist es schwer mit Worten zu behandeln, es ist im Körpergedächtnis tief vergraben. Daher wundere ich mich nicht, wie schwer traditionelles barbarisches Verhalten geändert werden kann, selbst wenn jemand spürt, dass da was nicht ok ist.

Im Übrigen ist es gut, dass du dich professionell begleiten lässt, es geht bei einer guten Therapie ja nicht darum, seine Gefühle zu verstecken oder zu funktionieren, sondern das Gegenteil: Gefühle wahrnehmen und damit umgehen, aktiv mit Hilfe seiner Gefühle seine Umwelt gestalten.
Ich hab manchmal das Gefühl, dass Therapie negativ besetzt ist, auch das gehört meiner Meinung zu den Dingen, die geglaubt werden, obwohl man sieht, dass es nicht stimmt.
Ich habe 3 Jahre richtig auf der Couch gelegen und mit anerzogenen Dogmen aufgeräumt, das hat mir den Weg in eine bessere Gegenwart frei gemacht und mich geübt, auf mich zu hören und vieles als Selbstverständlich geltendes zu hinterfragen. Eventuell hat mich das auch leichter vegan werden lassen, weil an mir die Ratschläge und Spitzen der Nichtveganer ein bisschen besser abgeprallt sind. Die Bemerkungen heißen heute bei mir Bullshit-Bingo, weil es immer die Gleichen sind.
Denn ich wusste, ich muss das machen, es hat einfach nicht gestimmt, dass Menschen es brauchen, Tiere zu quälen.
Und ich erkannte auch, an wie vielen Stellen uns Quatsch erzählt wurde und immer noch wird. Oder unsere immer noch allgegenwärtige schwarze Pädagogik, die als gute Erziehung verkauft wird, die macht mich wütend und traurig.

Jetzt bin ich leider sehr ausschweifend geworden, wollte eigentlich nur sagen, dass ich dich verstehe und hoffe, dass du dein richtigeres Leben in einer zum Teil falschen Welt unbeschadet und glücklich leben kannst.

danke, Libio. vieles was du geschrieben hast, empfinde ich auch so, oder habe es ähnlich erlebt...

Bin glücklicherweise selten auf Autobahnen unterwegs, in den Urlaub bin ich Beifahrerin; beim Überholen von Tierttransportern muß ich immer die Fäuste schütteln, auch auf Rastplätzen habe ich schon den Fahrern meine Meinung gesagt.. da kann ich nicht anders..
Ich muß auf dem Weg zur Arbeit (wohne auf dem Land) im Herbst immer an einem Gehege mit Gänsen vorbei. Natürlich weiß ich, was vor Weihnachten auf sei zukommt. Im letzten Jahr fuhr ich einmal zum Nachtdienst, als dort der Tiertransporter vor Ort war und alle abholte. Ich hatte so ein Kopfkino, weil ich ja weiß, was passiert, wie die Tiere behandelt werden, in Kisten gestopft werden, Beine, Flügel brechen.. dann das Strombad.. Ich kam völlig verheult auf Arbeit an...