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Strategie des BfR zur "Risikokommunikation" zur veganen Lebensweise

Erstellt 14.11.2017, von kilian. Kategorie: News & Aktuelles. Eine Antwort.

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Strategie des BfR zur "Risikokommunikation" zur veganen Lebensweise
14.11.2017
Hallo,

das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat sich der veganen Ernährung angenommen, um Strategien zur Risikokommunikation zu entwickeln.

Dafür wurde eine qualitative Studie durchgeführt, um die Motive von Veganern besser zu verstehen.

Da das BfR zum Geschäftsbereich des BMEL gehört und ich von dort eher Agrar-Propaganda im Sinne von "Esst mehr Schweinefleisch!" kenne (Christian Schmidt wird deshalb ja oft als "Wurstminister" bezeichnet), war ich positiv überrascht, wie gut die Studie geworden ist.

Man kann zwar nur mutmaßen, warum sich das BfR angesichts der Gefahren durch Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen usw ausgerechnet auf eine "Risikokommunikation zur veganen Ernährung" konzentriert - aber es ist ja eigentlich auch für uns Veganer nur gut, wenn sich Wissenschaftler des Themas annehmen, insofern will ich da nicht meckern :)

An sich also eine durchaus lesenswerte Sache!
Link: http://www.bfr.bund.de/cm/350/vegane-ernaehrung-als-lebensstil-motive-und-praktizierung.pdf

Ein paar seltsame Punkte sind mir - trotz der empfehlenswerten Ergebnisse - dennoch aufgefallen:

Zitat BfR:

Berliner Veganer können am ehesten als missionarisch bezeichnet werden, da sie
stärker als Brandenburger und Münchner versuchen, Einfluss auf ihr Umfeld zu nehmen, umes vom Veganismus zu überzeugen. Durch diese teils konfrontative Art erleben sie häufig soziale Konflikte. Als Ursache für die negativen Reaktionen sehen sie allerdings in erster Linie das schlechte Gewissen ihres omnivoren Gegenübers.


"Durch diese teils konfrontative Art erleben sie..."
Hier wird eine - für mich nicht nachvollziehbare - Kausalität zwischen den sozialen Konflikten und der teils konfrontativen Art gezogen. Mag sein, dass diese besteht - ich denke, es ist (wie unten weiter beschrieben) auch eine Folge von allgemeiner, ideologischer Ablehnung von Veganern in der Gesellschaft. Bin mega gespannt auf die erste, groß angelegte, psychologische Studie dazu :D

-> Wissenschaftler sollten eigene Interpretationen und Folgerungen deutlich kennzeichnen.


Zitat BfR:
Die Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Kindern sprechen eher nicht dafür, dass Gynäkologen und Kinderärzte ein ernstes Risikobewusstsein erzeugen. Entweder würde der vegane Ernährungsstil von vornherein als positiv erachtet oder die Ärzte ließen sich nach anfänglicher Skepsis vom Ausbleiben negativer Konsequenzen überzeugen.


Was für ein "ernstes Risikobewusstsein" sollte denn erzeugt werden? Wofür?
Dass trotz Ausbleibens negativer Konsequenzen (anders formuliert: guter Gesundheit) irgendwelche Risiken bestünden?
(Warum steht dort "Ausbleiben negativer Konsequenzen", wenn doch die Rede davon ist, dass die Leute schlicht gesund waren? Dürfen Veganer nicht "gesund" sein?)

Wenig später steht zudem:

Zitat BfR:
Die meisten Vitamine und Mineralstoffe können in der Regel auch bei einer veganen Ernährung in ausreichender Menge mit der Nahrung aufgenommen werden. Eine Ausnahme bildet Vitamin B12, welches für den menschlichen Körper notwendig ist, in für diesen verwertbarer Form jedoch nur in Lebensmitteln tierischen Ursprungs vorkommt8
. Dementsprechend ist Vitamin B12 auch das von den Veganern mit Abstand am häufigsten eingenommene Präparat.


Damit widerspricht die Studie übrigens auch der Eingangs zitierten DGE-Studie, derzufolge eine vegane Ernährung deutlich komplizierter sei. (Die DGE-Stellungsnahme ist übrigens wissenschaftlich höchst umstritten, u.a. deshalb, weil Makrobiotiker und Veganer offenbar in einen Topf geschmissen wurden, obwohl sich Makrobiotiker aus spirituellen Gründen oft deutlich eintöniger ernähren).


Weiter geht's:

Zitat BfR:
Aus den Diskussionen geht hervor, dass durch die lange Historie im Umgang mit Ablehnung aus dem sozialen Umfeld für alle Ansätze kritischer Betrachtung veganer Ernährung feste, sozusagen erprobte Argumentationsmuster zur Rechtfertigung des eigenen Handelns vorhanden sind.


"Wir Menschen sind halt Fleischesser" oder "Veganer sind mir zu radikal". Kennt man doch auch irgendwoher :D
Kann verstehen, dass Veganer keinen Bock mehr auf ausgeleierte Vorurteile haben. insofern hat das BfR recht: Man sollte einfach sachlich bleiben und Vorurteile hinterfragen. Auf beiden Seiten.


Zitat BfR:
Da meist eine starke Identifikation mit der eigenen veganen Ernährungsweise erfolgt, werden kritische Sichtweisen schnell als persönlicher Angriff wahrgenommen, sodass es zu einer emotional geführten Gegenargumentation kommt.


"Ich lass mir von Veganern nix verbieten", "Ihr wollt mir bloß den Appetit verderben". Auch das nur allzu bekannt :D


Zitat BfR:
Da viele Empfehlungen im Hinblick auf vegane Ernährung größtenteils nicht auf repräsentativen Daten beruhen, würden belastbare medizinische Studien in der Zielgruppe sicherlich begrüßt werden.


Es gibt ziemlich aussagekräftige Studien pro vegane Ernährung. Das "größtenteils" lassen wir mal als künstlerische Interpretation stehen... Nichtsdestotrotz wären weitere, wissenschaftliche Untersuchungen sicherlich im Sinne der Veganer. Wäre dafür! :D

Ich finde, wie gesagt, die Untersuchung lesenswert und im Grunde ziemlich gut gemacht. Besser als das Meiste, was mir bisher von öffentlichen Institutionen untergekommen ist..

Finde übrigens spannend, dass in der Studie steht, vegan.de sei eine der Haupt-Informationsquellen... die Seite ist meines Wissens seit Jahren praktisch tot. Und ich glaube, das war sie 2015, als die Umfragen gemacht wurden, auch schon. Spannend, spannend. :-)

Als eines der größten Vegan-Portale in Deutschland wären wir an einer sachlich fundierten Partnerschaft zur "Risikokommunikation" bestimmt gerne dabei. :D

Viele Grüße

Kilian

3x bearbeitet

Kein Benutzerbild
Kerstin
14.11.2017
Kein Problem, dazu sind wir immer bereit :lol: :lol: :lol:

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