Hui, haarsträubend apologetische Aussagen
Wie hat so ein Mensch überhaupt einen Ruf erhalten? Indem er alles rechtfertigt, was man so gerne machen will? Der Mann argumentiert 1. sehr unlogisch und 2. sehr uninformiert.
Er fängt ja damit an, dass ein Tier ein augenblickswesen ist und erklärt das mit Setzungen,
die man so nicht einfach sagen kann. Er könnte genausogut sagen, das fliegende Spaghettimonster (Heil sei dem FSM!) will, dass wir Tiere töten, die potentiell lecker sind und viel Fleisch liefern. Er sagt, dem Tier ist nicht viel genommen, es ist nicht individuell, es ist nicht intelligent genug und das sind
zufälligerweise all die Wesen, die man gemeinhin gerne so als Nutzvieh hält. Ein Schwein allein ist ja ähnlich anzusehen wie Hund: Es kann Individualität und Persönlichkeit haben, wenn es mal Älter als ein paar Monate wird und sich das jemand eingestehen wöllte
Aber nehmen wir mal an, so ein Tier würde nur im Augenblick leben und das Berechtigt zu seiner Tötung: Was ist mit Demenzkranken, Pflegefällen, Wachkoma...? Wer geistig zerfällt, der kann nicht mehr planen für die Zukunft, der vergisst seine Persönlichkeit, überspitzt gesagt: Warum dann Tiere töten und Menschen auf Teufel komm raus am Leben halten?
Ich möchte stark darauf hinweisen, dass ich nicht für die Tötung von irgendwem plädiere - ich möchte nur aufzeigen, dass die Argumentation dieses Professors für mich nicht stimmig ist. Er setzt einfach Dinge als gegeben voraus, die dann den Tod absegnen, die dann auch noch für bestimmte Menschen zutreffen würden. Daraus abzuleiten, dass man massenweise Tiere töten darf und das ist okay - problematisch.
Die absolute Gleichbehandlung aller Tiere ohne Ansehen der Artzugehörigkeit – vom Schimpansen bis zur Maus – ist kontraintuitiv. Das heißt: Sie widerspricht sehr stark unserer Alltagsmoral und auch unserem biologischen Wissen. Dadurch haben wir ein Recht, gewisse Festlegungen und Unterscheidungen zu treffen.
Dieses Zitat zeigt für mich, wie willkürlich und auf ein Ziel, nämlich Entschuldigung allen Fleischkonsum, er hinargumentiert. Die Kette ist ja: Alle Tiere gleichbehandeln tut man einfach nicht im Alltag, deswegen dürfen wir das einfach so machen (Festlegungen und Unterscheidungen treffen). Das hätte man auch auf die Sklavenhaltung anwenden können: Das ist so, das machen wir so, daraus folgt, dass wir das so dürfen. (was ein Fehlschluss ist, dadurch, dass etwas auf eine bestimmte Weise ist, muss es aber nicht zwingend so sein, wie die Gesellschaft und dadurch, dass wir etwas einfach immer tun, ist es nicht gerechtfertigt). Diese Nachfrage kommt ja auch im interview - aber so rudimentär, dass man damit nichts anfangen kann. Sklavenhaltung kann man halt nicht verbessern, Tierhaltung vielleicht schon.
Der gesamte folgende Absatz über "müssten wir dann nicht allen anderen das auch verbieten" ist prinzipiell wirklich richtig - wir müssten bei der Forderung von Lebensrecht für Tiere auch alle anderen Arten der Tierhaltung verurteilen. Das Szenario das der Mann allerdings aufbaut, ist ziemlich unwahrscheinlich. Man fängt ja auch nicht an, die Länder, in denen Frauen keine Rechte haben, in irgendeiner Weise zu kritisieren oder anzugreifen, auch wenn man prinzipiell sagt: ja, so eine Frau, die darf alleine rausgehen und ist eigentlich sowas wie ein Mensch.
Abgesehen davon wären viele Tierrechtler ja schon damit zufrieden, die Massentierhaltung einzuschränken und die Standarts zu erhöhen. Das ist in der Tat primär ein Problem westlicher Zivilisationen (doch in der Verlängerung des globalen Handels dann auch nicht mehr). Ich würde ihm hier also prinzipiell zustimmen, jedoch finde ich es abwegig, zu sagen "wir können das nicht auf der ganzen Welt abschaffen, also warum sollen wir das dann hier tun?" Dann kann man ja gleich alle Strafen gegen Kinderehen, Vergewaltigung, freie Meinungsäußerung...gleich mit überbord werfen - können wir eh nicht umsetzen, why bother?
Aber die Umsetzung ihrer Forderungen würde darauf hinauslaufen, dass es sehr viel weniger Schweine und Rinder gäbe. Wäre dies im Sinne dieser Tiere?
Erstmal: Wenn diese Tiere einen Kollektivsinn nach Existenz hätten - würde er sich damit vielleicht auch selbst widersprechen, wenn er dem Tier das Recht auf Leben aufgrung zu geringer Komplexität des Denkens abspricht. Generell aber eine bescheuerte Frage, ob Tierrassen, die wir künstlich zum Zweck der verbesserten Produktion so gezüchtet haben, dass sie an sich nicht lebensfähig wären ohne den Menschen, eine Art Kollektivwillen dazu haben, massenhaft hergestellt, als Fleisch oder Milchmaschine gehalten und dabei sehr zu leiden um dann getötet zu werden, wenn ihre Nützlichkeit versiegt ist, ist doch stark fraglich und als Frage selbst einfach ziemlich sinnfrei. Vor allem, da er alles darauf aufbaut, dass es dem Tier bis zum exakten Moment des Todes super gut geht.
In den folgenden Punkten kann ich ihm durchaus folgen - das mit der Tötung, von der ein Tier nichts mitbekommt, mal abgesehen -.-
Dann kommt noch das:
Zielführender ist es, gemeinsam mit Tierhaltern an runden Tischen Verbesserungen auszuhandeln, wie dies in einigen Bundesländern geschieht.
--> Dies ist doch genauso total sinnlos, wie große Wirtschaftsvertreter zu fragen, wie man Arbeitnehmer besser versorgen kann. Die sagen dann: Löhne runter, Arbeitnehmerrechte weg, dann können wir alles machen. Genauso ist es doch mit Nutztierhaltern: solange wir das Tier nicht als ein Lebewesen sehen, sondern als eine Maschine, die ein Produkt zu produzieren hat und das unter sehr wirtschaftlichen Bedingungen, solange wird man nie an einen Punkt kommen, an dem ein Tier auch nur ein kurzes artgerechtes Leben bekommt. Denn: Es wird immer die Nachfrage nach billigem Fleisch da sein, der Druck der Industrie auf die Produzenten und deren Kosten und Gewinnspannen. Dem Tier ein gutes Leben zu geben und es dann zu töten ist einfach nicht rentabel, sondern wäre ein Wert an sich, den jedoch niemand bezahlen möchte. Die Leute sind ja nominal alle gegen schlechte Tierhaltung, aber billig und jeden Tag muss es trotzdem sein. Da läuft man doch gegen eine Wand und dann wird es einem als Erfolg verkauft, wenn die Hühner jetzt auf nem Boden sitzen als in Käfigen - und die meisten Eier trotzdem in Käfigen, aber im Ausland gelegt werden.
Fazit: Der Mann sagt für mich im Grunde nur: Tiere darf man töten, weil das einfach so ist. Unter total utopischen Umständen wäre das sogar fast moralisch okay, aber wie ihr das machen sollt ist mir Wurst und Käse, macht doch was mit der Industrie aus, die sich einen Dreck um irgendwas moralisches schert! Und dann tschö mit ö :/