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Meine Anfrage an Molkerei Andechser Natur

Erstellt 26.05.2025, von kilian. Kategorie: News & Aktuelles. Noch keine Antwort.

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Meine Anfrage an Molkerei Andechser Natur
26.05.2025
Bevor ich den "offenen Brief" an die Bio-Molkerei Andechser Natur veröffentlicht habe, hatte ich dort um Stellungnahme gebeten.

Hier der Mailverlauf:

Meine Mail vom 5.5.2025:



Guten Tag XXX,

ich arbeite als Journalist u.a. für das Onlineportal vegpool.de. Meinen Presseausweis finden Sie anbei.

Am Mittwoch soll ein "Trauermarsch" von Milchbauern in München stattfinden, gegen die kommende Weidepflicht.

Nach Informationen der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e. V. (LVÖ Bayern) hat u. a. die Geschäftsführerin ihrer Molkerei, Barbara Scheitz, an einem Treffen mit Agrarministerin Michaela Kaniber teilgenommen, in dem es um eine Verzögerung der Weidepflicht gegangen sein soll.

https://www.lvoe.de/presse/291-weidepflicht-fuer-oekobetriebe-gemeinsamer-einsatz-fuer-eine-laengere-uebergangsfrist (Screenshot liegt vor)

Ich möchte dieses Thema genauer beleuchten und Ihnen die Möglichkeit zur Stellungnahme geben. Redaktionsschluss ist wegen des geplanten Trauermarschs und der aktuellen Berichterstattung der 7.5.2025 um 10 Uhr.

----------

Auf ihrer Website, andechser-natur.de, wirbt die Andechser Molkerei aktuell mit dem Claim
"#Weidepower Gesund für die Kuh - natürlich gut für Dich!"

Zu sehen ist dabei eine Kuh, die in die Luft springt (Screenshot liegt vor).

Frage:

• Wie stehen Sie dazu, dass die Molkerei Andechser einerseits mit weidenden Kühen in natürlicher Idylle wirbt, aber gleichzeitig gegen eine baldige Weidepflicht lobbyiert?

• Das Weiden ist eine natürliche Verhaltensweise von Wiederkäuern wie Rindern. Aus welchem Grund hat die Molkerei Andechser gegen das "Weidepapier" lobbyiert?

• Die Andechser Molkerei wirbt viel mit Transparenz. Werden Sie Ihre Kunden auch darüber informieren, dass Sie gegen das Weidepapier lobbyiert haben?

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• Dass Bio-Kühe in Europa Zugang zur Weide haben sollen, ist seit Jahren bekannt. Hat die Andechser Molkerei frühzeitig vertragliche Maßnahmen mit konkreten Übergangsfristen vereinbart, damit ihre Zulieferer nicht von der Weidepflicht überrascht werden? Falls ja: welche Maßnahmen waren dies konkret (jeweils die Mindestanforderungen, die für sämtliche Zulieferer gelten).

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2021 haben Sie eine Intiative mit dem Namen "KlimaBauer" gegründet, die sich nach Ihren Angaben unter anderem für mehr "Tierwohl" einsetzt.

Fragen:
• Wie passt die Initiative dazu, dass Ihre Molkerei gegen das Weidepapier lobbyiert hat?

• Ist mit "Tierwohl" dasselbe wie "Tierschutz" gemeint, oder gibt es Unterschiede? Aus welchem Grund verwenden Sie nicht den üblichen Begriff "Tierschutz"?

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• Bezieht die Andechser Molkerei auch Milch aus Anbindehaltung (hiermit ist auch die "Kombinationshaltung" gemeint)?

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• Wird sich die Andechser Molkerei an dem "Trauermarsch" gegen die Weidepflicht in München beteiligen?

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Mit "Sie" ist die Andechser Molkerei gemeint.

Ich bitte freundlich um Antwort bis zum angegebenen Redaktionsschluss.

Freundliche Grüße aus Berlin

Kilian Dreißig



Antwort von der Pressestelle am 7.5.2025 um 10:10 Uhr:

Sehr geehrter Herr Dreißig,

vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Anfrage, zu der wir Ihnen gerne unsere Stellungnahme zukommen lassen.

Beim von Ihnen zitierten Treffen mit Staatsministerin Michaela Kaniber und mit der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern ging es um einen praktikablen Übergang zur Umsetzung der Weidevorgaben und eine diesbezügliche Änderung des Weidepapiers. Wir möchten ausdrücklich betonen, dass wir die Weidepflicht nicht generell ablehnen, sondern uns für realistische Übergangsfristen für die Landwirte einsetzen.

Hintergrund dazu ist: Die Weidepflicht in der vorgesehenen Form bedeutet, dass alle Tiere unabhängig von der Stallbauform Zugang zu Weideland haben müssen, wann immer es die Umstände erlauben. Dies ist jederzeit durch ein geeignetes Weidemanagement sicherzustellen. Jeder Betrieb muss im Rahmen der Bio-Kontrolle ein Weidekonzept vorlegen, das betriebs- und standortspezifische sowie klimatische Bedingungen berücksichtigt. Kleinstrukturierte Bio-Betriebe, die etwa aufgrund von innerörtlicher Lage, fehlender hofnaher Flächen oder vielbefahrener Straßen die Weidepflicht für alle Tiergruppen kaum umsetzen können, stellt die vollumfängliche Umsetzung der EU-Öko-Verordnung vor Herausforderungen. Für diese Betriebe muss in diesem Jahr bis zur Öko-Kontrolle, wo das Weidekonzept bzw. ein konkretes Vorgehen zur Erreichung der Weidepflicht vorgelegt werden soll, eine Lösung gefunden werden. Eine Übergangsfrist ist dafür erforderlich. Betreffende Betriebe mit Laufhöfen oder Ausläufen (reine Stallhaltungsbetriebe gab und gibt es auch vor der Umsetzung der Weidevorgaben in der Bio-Milchwirtschaft nicht!) unterstützen wir soweit möglich bei der betriebsindividuellen Umsetzung des Weidekonzepts – gemeinsam mit den Beratern der Öko-Verbände, mit der Vermittlung von Weideflächen für das Jungvieh und mit Informationsveranstaltungen. Mehr als 90 % der zur Andechser Molkerei Scheitz liefernden Bio-Milcherzeuger, die alle verbandszertifiziert sind, können die Weidevorgaben aktuell erfüllen.

Für uns ist die Kuh auf der Weide essenziell für eine zukunftsweisende Bio-Milcherzeugung. Seit 2015 zahlen wir aus eigenem Antrieb eine Weideprämie an Betriebe mit Weidehaltung und bereits seit vielen Jahren ist Weidegang Kriterium für neue Bio-Milchlieferanten, die zur Andechser Molkerei Scheitz liefern. Wir sind daher schon seit Jahren mit den Bio-Milchbauern zum Thema Weide im Austausch. So erreichen wir, dass nahezu alle Bio-Milchlieferanten Weidegang anbieten.

Mit freundlichen Grüßen

i.A. XXX
PR - Marketing


Weil einige Fragen offen geblieben sind, habe ich erneut nachgefragt:

Guten Tag XXX,

danke für Ihre Antwort - leider sind einige zentrale Punkte offen geblieben. Ich gehe davon aus, dass Sie hierzu keine Stellung nehmen möchten.

Eine Nachfrage zu den Übergangsfristen:

Sie schrieben, dass Übergangsfristen nötig seien. Eine Weidepflicht wurde allerdings schon 1999 in der EU-Öko-Verordnung verankert. Seit 2007 drängt die EU darauf, dass sie auch in Deutschland umgesetzt wird.

Demzufolge hatten Bio-Milchbauern mindestens 18 Jahre lang Zeit, ihren Betrieb anzupassen, damit er den Richtlinien der EU-Öko-Verordnung entspricht.

• Um wie viele weitere Jahre soll die Weidepflicht aus Sicht der Molkerei Andechser noch nach hinten verschoben werden? Aus welchen Gründen reichte die bisherige Übergangsfrist von 26 bzw. 18 Jahren nicht aus?

Mit besten Grüßen

Kilian Dreißig


Diese blieb bislang ohne Antwort.

Danach ging der offene Brief online:
https://vegpool.de/news/andechser-natur-weidepflicht-lobby.html

1x bearbeitet

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