Hallo,
Fake-News sind auch in veganen Kreisen immer wieder mal Thema der Diskussion. Da werden Argumente bemüht, die schlicht nicht stimmen. Studien werden zitiert und aus dem Kontext gerissen - vermeintlich im Sinne einer "guten Sache". Und darüber empört sich der Autor Julius Heinrichs in der FAZ in diesem Artikel:
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/veggie-magazine-und-peta-luegen-fuer-den-guten-zweck-15202282.html
Ich selbst kenne die Schwierigkeiten, Artikel gründlich zu recherchieren. Denn nicht nur Veganer faken News. Es ist in der Tat nicht immer einfach, zwischen "Milch für starke Knochen" und "Milch erregt Krebs" eine Wahrheit zu finden, denn für beide gibt es "wissenschaftliche Studien" und die Fleisch- und Milchindustrie (inkl. der mehr oder weniger kritischen Medien, deren Journalisten nicht selten scheinbar nur das eigene Gefühl als Quelle nehmen) sind nicht erst seit ein paar Jahren aktiv dabei, Schein-Fakten und jede Menge Emotionalität in die Welt zu setzen. Man denke nur an die - völlig unwissenschaftlichen - Aussagen, Milch mache müde Männer munter, oder Fleisch sei ein Stück Lebenskraft.
Der Konsum von Tierprodukten ist wohl gerade deshalb so verbreitet, WEIL einfach von Seiten der Industrie und der Bauernverbände so viele Fake-News darüber verbreitet wurden und werden. Und weil Angewohnheiten als Rationalität verkauft werden, während Veganer in die Emotionalitäts-Schublade gesteckt werden. Was angesichts rational gut nachvollziehbarer Zusammenhänge einfach absurd ist.
Bestes Beispiel ist die kürzlich erschienene Studie über Depressionen und Veganer. Die wurde von einigen Autoren kurzerhand so umgedeutet, dass Veganismus Depressionen verursachen würde (und bei den seriöseren Medien wurde dies zumindest um Subtext angedeutet). Die Autoren der Studie haben dabei sogar explizit darauf hingewiesen, dass die Kausalität völlig offen sei.
Ich für meinen Teil bin daher weitgehend dazu übergegangen, bereits öfter diskutierte Folgen des Tier-Konsums zu nennen und explizit keine Studien zu nennen. Denn wer wissenschaftliche Fakten möchte, braucht nicht nur einen Verweis zu einer Studie, sondern zugleich auch noch Infos über deren Finanzierung und so weiter. Daran halten sich große Medien meistens nicht - und die PR-Abteilungen der Industrie mit all ihren Funktionären und Presse-Einladungen noch viel weniger. Vegpool hat auch nicht die Kapazität zur Studien-Analyse, daher beziehe ich mich in der Regel auf Interpretationen von Instituten wie z. B. dem IFANE. Ich halte es auch für wichtig, bei den Fakten zu bleiben und sich an journalistische Standards zu halten.
Man darf zugelich nicht vergessen, dass selbst wissenschaftliche Fakten erst interpretiert werden müssen. Eine Korrelation zwischen B12 und Krebs (wie kürzlich in einer Studie) sagt an sich ja noch nicht viel über die Ursachen und Zusammenhänge aus. Hier geht es um Interpretation - und das öffnet Tür und Tor für Fehler. Davor sind auch Medien wie die FAZ und Journalisten wie Julius Heinrichs nicht gefeit.
Insofern: Ein Artikel, der ein wichtiges Thema anspricht.
Aber leider situativ komplett unsinnig und unverantwortlich (nicht in einem zensierenden Sinn, sondern im Sinne der Selbstverantwortlichkeit), da so erneut suggeriert wird, Fleischesser befänden sich auf einer irgendwie rationaleren Seite. Also genau das, wonach Fleischesser fortwährend suchen. Der Artikel bestärkt alle Emotional-Denker in ihrem angewöhnten Verhaltensmuster. Auch wenn es sicher gut gemeint war.
Das Problem des Fakten-Verdrehens kennt man ja gerade von Fleischessern, die Veganismus verurteilen bevor sich sich damit überhaupt beschäftigt haben. Weil sich Normalität eben "rational" anfühlt.
Ein Kommentar auf der Seite sagt:
[...]Nachdem Religionen aussterben, gründen Menschen Ersatzreligionen, und eine davon ist für Viele der Veganismus. Nur macht dieser mittels Dogmen und irrationaler Behauptungen die gleichen Fehler wie oft Religionen. Ein sehr gutes Plädoyer dafür, die Welt RATIONAL zu verbessern!
Und genau das meine ich
Rationalität führt mit hoher Sicherheit nach heutiger Studienlage stark Richtung vegane Lebensweise.
Wie seht Ihr das?
Viele Grüße
Kilian